Auf Suche nach einem Standort für ein Atomendlager startet die Nagra mit den 3D-seismischen Messungen des Untergrunds im Gebiet Nördlich Lägern. Das Messprogramm dauert bis Februar 2017 und führt die Nagra auch ins deutsche Grenzgebiet.
Mit den Messungen werde in der Region Kaiserstuhl AG begonnen, teilte die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) am Montag mit. Das Messgebiet umfasse 91 Quadratkilometer.
Die Nagra misst auch im angrenzenden Gebiet von Hohentengen in Deutschland. Da der Rhein als natürliche Grenze bei den Messungen wirke, werde die 3D-Seismik in zwei Blöcken durchgeführt.
Zunächst wird gemäss Nagra der nördliche Teil gemessen, der grösstenteils auf deutschem Gebiet liegt. Dies dauert voraussichtlich rund vier Wochen. Danach wird der schweizerische Teil des Gebiets südlich des Rheins untersucht. Dieses Gebiet reicht bis Bülach ZH.
Messungen an sechs Wochentagen
Die Messarbeiten führt die deutsche Firma DMT im Auftrag der Nagra aus. Gemessen wird jeweils von Montag bis Samstag. Zwischen Weihnachten und Neujahr gibt es eine kurze Ferienunterbrechung der Arbeiten.
Die 3D-seismischen Messungen sollen die Kenntnisse über den geologischen Untergrund vertiefen. Das Ziel sei, eine flächenhafte Abbildung der Gesteinsschichten zu gewinnen, wird Marian Hertrich, Projektleiter der 3D-Seismik, in der Medienmitteilung zitiert.
Das Prinzip der Seismik sei vergleichbar mit dem Echolot auf Schiffen. Die Seismik bilde Gesteinsschichten in der Tiefe ab. Bei der 3D-Seismik im Gebiet Nördlich Lägern sei der Zielhorizont der Messungen eine Tiefe von 300 bis 900 Metern. Dies sei der Tiefenbereich, in dem ein Tiefenlager gebaut werden könnte.
Die gesamten Arbeiten werden gemäss Nagra im Einvernehmen mit den zuständigen kantonalen Behörden und nach Vororientierung der Gemeinden vorgenommen. Alle betroffenen Grundstückseigentümer und Bewirtschafter würden vorgängig informiert.
Gebiet ist ein Sonderfall
Das Gebiet Nördlich Lägern ist ein Sonderfall. Die Nagra wollte das Gebiet ursprünglich zusammen mit den Gebieten Südranden, Jura-Südfuss und Wellenberg wegen sicherheitstechnischen Nachteilen zurückstellen.
Die Atomaufsichtsbehörde ENSI war aber nicht damit einverstanden, dass sich die Nagra nur auf jene Gebiete konzentriert, in denen ein Endlager in 700 Metern Tiefe gebaut werden kann. Das ENSI verlangte, dass die Tiefe vorerst nicht eingeschränkt wird. Dies hatte zur Folge, dass das Gebiet Nördlich Lägern derzeit wieder im Rennen ist.
Für diese Region sollen nach den 3D-Seismik-Messungen auch Gesuche für Sondierbohrungen eingereicht werden. Diese Massnahmen werden von der Nagra vorausschauend an die Hand genommen.
Damit wird eine Verzögerung der Arbeiten von zwei bis drei Jahren ausgeschlossen, falls der Bundesrat zum Schluss kommen sollte, dass auch das Gebiet Nördlich Lägern als möglicher Endlagerstandort weiterverfolgt werden soll.