Die Nagra ist zuversichtlich, ab 2019 mit den Tiefenbohrungen für ein Atommüll-Endlager beginnen zu können – trotz Widerstand in den davon betroffenen Standortregionen. Zuvor werden in den nächsten Monaten die Daten der 3D-Seismik ausgewertet und interpretiert.
Die dreidimensionalen Messungen des Untergrundes wurden Ende Februar abgeschlossen. Es sei die umfangreichste 3D-Seismik-Kampagne gewesen, die jemals in der Schweiz durchgeführt worden sei, sagte Marian Hertrich, Projektleiter Geophysik, an einer Medienkonferenz der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) am Donnerstag in Baden.
Datenüberprüfung im Ausland
Bearbeitet werden die Tausenden von Daten in Leoben (Österreich), Hannover (Deutschland) und Torun (Polen). So könne die Nagra das Spezialwissen verschiedener Firmen optimal nutzen, begründete Hertrich die Auslagerung ins Ausland. Die Ergebnisse sollen Ende 2018 vorliegen. Danach werden bis Anfang 2019 die Berichte dazu verfasst.
Vertieft untersuchen will die Nagra in einer nächsten Etappe den Untergrund mit Tiefenbohrungen. Beim Bundesamt für Energie (BFE) liegen derzeit je acht Sondiergesuche für die beiden Standorte Jura Ost im Gebiet Bözberg im Aargauer Jura und Zürich Nordost (Weinland). Die Gesuche für Nördlich Lägern folgen diesen Sommer.
Während der öffentlichen Auflage der Gesuche für Jura Ost gab es in den Gemeinden rund um den Bözberg mehrere hundert Einsprachen. Trotzdem ist die Nagra optimistisch, dass die Bohrtürme, wie vorgesehen, ab 2019 auffahren können. Die öffentliche Auflage für Zürich Nordost läuft noch.
Sonden an Metallseilen
Ziel der Sondierbohrungen in Tiefen zwischen 800 und 1300 Meter sei eine «nachvollziehbare Beurteilung der Langzeitsicherheit eines geologischen Tiefenlagers», sagte Herwig Müller, Ressortleiter Feldarbeiten. Um ein detailliertes geologisches Modell zu entwickeln, werden Messsonden an Metallseilen in den Untergrund abgesenkt.
Ausserdem werden in den Bohrlöchern Gesteinsproben in Form von Bohrkernen gewonnen. Diese Gesteinsproben erlauben laut Müller einen direkten Blick in den geologischen Aufbau des Untergrundes. Die geophysikalischen Messdaten ermöglichten zudem, die seismischen Oberflächenmessungen zu überprüfen.