Die Ukraine kann heute Freitag in der Gruppe D den schon entscheidenden Schritt in die Viertelfinals machen. Gewinnt der Co-Gastgeber in Donezk gegen Frankreich (20.45 Uhr), ist er eine Runde weiter.
Die Euphorie im EM-Veranstalterland Ukraine ist nach dem 2:1-Startsieg über Schweden fast grenzenlos. Hauptverantwortlicher dafür war jener Mann, dem selbst im eigenen Land viele nicht mehr zugetraut hatten, dass er die Rolle des Nationalhelden als 35-Jähriger noch spielen kann. Doch Andrej Schewtschenko belehrte die Kritiker mit seinen zwei Kopfballtoren eines besseren, seine Rückenprobleme schob er beiseite. Für Nationaltrainer Oleg Blochin war dies keine Überraschung: „Ich konnte nicht nachvollziehen, warum Schewtschenko vor dem Turnier abgeschrieben wurde. Ich weiss um seine Klasse.“ 48 Mal hat der Stürmer nunmehr für die Ukraine getroffen, 127 traf er gar einst für die AC Milan ins Netz. Und offensichtlich hat es „Sheva“, der vor 16 Jahren sein erstes Länderspieltor für die Ukraine erzielte, noch immer drauf.
In der Donbass Arena von Donezk wird der Ausnahmezustand herrschen. Schewtschenko sieht das auch ein wenig als Gefahr: „Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns von dieser Euphorie verrückt machen zu lassen. Wenn wir aber cool und konzentriert bleiben, haben wir eine gute Chance, die Viertelfinals zu erreichen.“ Cool bleiben ist allerdings mit Sicht auf die Wetterprognosen nicht so einfach. Eine schwüle Hitze bei Temperaturen von über 30 Grad erwartet die Spieler, die konditionelle Verfassung wird so zu einem wichtigen Faktor.
Nun wartet aber der Gruppenfavorit auf den Gastgeber. Von den bisher sechs Länderspielen gegen Frankreich gewann die Ukraine noch keines. Zuletzt trafen sich die Teams im Juni des Vorjahres zu einem Testspiel, die Ukraine war dabei chancenlos und verlor in Donezk 1:4. Die Stadt im Osten der Ukraine hat dem Heimteam zuletzt ohnehin nie Glück gebracht. Hier hat es keines seiner letzten fünf Spiele gewonnen. Die Franzosen ihrerseits sind nun seit 22 Partien ungeschlagen, doch wenn sie die heutige Begegnung verlieren, interessiert das niemanden mehr. Denn dann droht das dritte Vorrunden-Aus in Serie nach der EM 2008 und der WM 2010 und alles, was sich die Franzosen in den letzten zwei Jahren an Wiedergutmachung erarbeitet haben, könnte schnell zunichte gemacht sein.
Auf England wartet Angstgegner Schweden
England hatte sich im ersten Vorrunden-Match gegen Frankreich vorwiegend auf die Defensive verlegt, gegen Schweden muss die Mannschaft nun aber auch nach vorne etwas bieten. Der gesperrte Wayne Rooney wird ein letztes Mal auf der Tribüne Platz nehmen müssen, aber auch ohne den Starstürmer muss ein Sieg her. Die Skandinavier waren jedoch in der Vergangenheit stets ein unangenehmer Widersacher für die Kicker von der Insel. Die Bilanz jedenfalls liest sich für die Engländer so wenig schmeichelhaft wie überraschend. Noch nie konnten sie ein Wettbewerbsspiel gegen Schweden gewinnen. Immerhin: Vor sieben Monaten ist ein lange währender Fluch zu Ende gegangen. Im November gewannen die Engländer im Londoner Wembley-Stadion gegen Schweden ein freundschaftliches Länderspiel mit 1:0. Es war dies der erste englische Sieg nach 43 Jahren.
Mit Roy Hodgson steht nun aber bei den „Three Lions“ ein Coach an der Seitenlinie, der eigentlich wissen müsste, wie man dem heutigen Gegner begegnet. Der frühere Trainer der Schweizer Nationalmannschaft startete seine Karriere Ende der Achtzigerjahre in Schweden. Mit Halmstad und Malmö wurde Hodgson je zweimal Meister. Sein 4-4-2-System wurde später auch vom Nationalteam Schwedens übernommen.