Der Nationalrat will keine Frauenquote – weder für die Verwaltungsräte börsenkotierter Unternehmen noch für jene der Post oder der SBB. Er hat zwei parlamentarische Initiativen von Susanne Leutenegger Oberholzer (SP/BL) abgelehnt.
Die Baselbieter SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer wollte zum einen die Zulassung von Unternehmen zum Börsenhandel an die Bedingung knüpfen, dass im Verwaltungsrat beide Geschlechter zu mindestens 40 Prozent vertreten sind. Zum anderen wollte sie eine solche Quote für Verwaltungsräte von bundesnahen Unternehmen im Gesetz verankern.
In der vorberatenden Kommission hatte das zweite Anliegen noch Chancen gehabt. Der Nationalrat sprach sich nun deutlich dagegen aus: Die Quote für bundesnahe Betriebe lehnte er mit 111 zu 67 Stimmen bei 4 Enthaltungen ab, jene für die börsenkotierten Unternehmen mit 123 zu 55 Stimmen bei 3 Enthaltungen.
Frauen stark untervertreten
Leutenegger Oberholzer gab vergeblich zu bedenken, die Frauen seien heute in den Führungsetagen stark untervertreten. In den Verwaltungsräten von börsenkotierten Unternehmen liege der Frauenanteil bei nur 16 Prozent.
Nicht viel besser sei die Situation beim Bund. In der höchsten Lohnklasse liege der Frauenanteil bei 14 Prozent, in den Verwaltungsräten zwischen 0 Prozent im Fall der Ruag und 22 Prozent im Fall der Post. «Das ist zu wenig», befand Leutenegger Oberholzer.
Das Potenzial der Frauen werde nicht genutzt. Dabei sei erwiesen, dass Organisationen mit guter Durchmischung der Generationen und Geschlechter bessere Resultate erzielten als einseitige.
Keine «Quotenfrauen»
Die Gegnerinnen und Gegner argumentierten, Quoten seien der falsche Weg, um Frauen zu fördern. Es sei nicht Aufgabe des Staates zu regeln, wie Unternehmen ihre Verwaltungsräte zu besetzen hätten, sagte Nadja Pieren (SVP/BE). Ein Unternehmen sollte seinen Verwaltungsrat mit den besten Leuten besetzen können. Welche die besten seien, sollte es frei entscheiden können.
Christian Wasserfallen (FDP/BE) warnte davor, dass die Einführung einer Quote für Frauen in Führungsgremien am Ende nachteilig wäre, weil sie als «Quotenfrauen» gälten. Leutenegger Oberholzer erwiderte, emanzipierte Frauen könnten damit leben. «Ich bin lieber eine Quotenfrau in einer Führungsetage, als dass ich zu Hause in der Stube meine guten Qualifikationen nicht nutzbringend anwenden kann.»
Mit dem Nein des Nationalrates sind die Vorstösse vom Tisch. Was die Verwaltungsräte bundesnaher Betriebe betrifft, will allerdings auch der Bundesrat handeln: Vor kurzem hat er eine Zielquote von 30 Prozent für beide Geschlechter festgelegt. Diese soll bis 2020 erreicht werden.