Die jüngst beschlossenen Massnahmen zum Schutz der Bienen gehen der nationalrätlichen Wissenschaftskommission (WBK) nicht weit genug. Die Kommission fordert ein umfassenderes Insektizid-Verbot.
Letzte Woche hatte die EU beschlossen, angesichts des weltweiten Bienensterbens den Gebrauch bestimmter Insektenvernichtungsmittel einzuschränken. Die Schweiz zog mit: Das Bundesamt für Landwirtschaft will die Bewilligung von drei Insektiziden zur Behandlung von Raps- und Maissaatgut suspendieren.
Die Nationalratskommission fordert nun, dass die Suspendierung auf Sonnenblumenkulturen und auf weitere Insektizide ausgeweitet wird, welche Bienen gefährden. Zudem soll der Bundesrat beauftragt werden, ein Massnahmenpaket zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln vorzulegen.
Bis in zehn Jahren sollen die Risiken durch Pflanzenschutzmittel für Umwelt und Bienen reduziert werden. Die Nationalratskommission hat zu ihren Forderungen zwei Motionen eingereicht, wie die Parlamentsdienste am Freitag mitteilten. Mit dem Bienenschutz hatte sie sich im Zusammenhang mit einer Petition befasst.
Laut Gutachten hohes Risiko
Die EU zog mit ihrem Entscheid die Konsequenzen aus einem Gutachten. Gemäss diesem besteht ein «hohes, akutes Risiko» für Bienen durch die drei Stoffe Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam.
Von den Verboten betroffen sind Insektizide des Basler Agrochemie-Konzerns Syngenta und der deutschen Bayer. Syngenta zweifelt die wissenschaftliche Grundlage des Verbotes an. Umweltschutzorganisationen sehen den Entscheid dagegen als Schritt in die richtige Richtung.
Die Stoffe aus der Gruppe der Neonicotinoide wirken auf das Nervensystem der Bienen. Diese verlieren dadurch unter anderem ihren Orientierungssinn und finden nicht mehr den Weg zurück in den Bienenstock. Allerdings ist umstritten, ob und wie stark das Bienensterben auf den Einsatz der Pflanzenschutzmittel zurückzuführen ist.