Die Umweltverschmutzung in China nimmt auch in der Landwirtschaft dramatische Ausmasse an. Einer Regierungsstudie zufolge sind die Ackerböden in der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft stark verseucht und tragen die Spuren des rapiden Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahrzehnte.
Wissenschaftler fanden in Bodenproben giftige Schwermetalle sowie Spuren verbotener Unkrautvernichtungsmittel, wie Zhuang Guotai, Chef der zuständigen Abteilung des Umweltschutzministeriums, am Mittwoch sagte. Zudem zeigten sich die Folgen eines übermässigen Einsatzes von Düngemitteln.
Eine landesweite Untersuchung der Böden mache deutlich, dass das Land einen hohen Preis für eine Revolution in der Landwirtschaft zahle, durch welche die Getreideproduktion in den vergangenen drei Jahrzehnten annähernd verdoppelt worden sei.
Ursache für Geburtsfehler
Die Verseuchung der Böden gehört zu den grössten Gesundheitsrisiken in China. Einige Experten gehen davon aus, dass bis zu 70 Prozent des gesamten Ackerlandes belastet ist.
Bodengifte wie Blei, Arsen oder Cadmium, welche von Industriebetrieben ausgestossen werden, gelangen über die Ackerpflanzen in Lebensmittel. Das gilt als ein Grund für die hohe Zahl an Geburtsfehlern in manchen der alten Industrieregionen in China.
«Die neun Jahre in Folge mit Rekordernten haben Kosten», sagte Zhuang zu der Studie, die bislang als geheim eingestuft worden war, nun aber bald veröffentlicht werden soll. Die Ernten kämen nur dank des starken Einsatze von Düngemitteln zustande.
Das Thema sei vielschichtig, weil das Land auf höhere Getreideernten angewiesen sei. Allerdings würden 65 Prozent der Düngemittel falsch eingesetzt und verschmutzten Felder und Flüsse. «Letztendlich landen alle Giftstoffe in der Erde», sagte Zhuang.
Wachsender Unmut
In China steigt der öffentliche Unmut über die ausufernde Umweltverschmutzung. Zuletzt sorgten die gesundheitsschädliche Luftverschmutzung in Millionenstädten wie Peking und Tausende tote Schweine im Stadtfluss von Shanghai international für Aufsehen.
Auch die Regierung in Peking hat den Kampf gegen die Verseuchung zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit ernannt. In der Vergangenheit ist aber häufig nur wenig passiert, weil im Zweifelsfall die wirtschaftliche Entwicklung vorgeht und die entsprechenden Regelungen nicht umgesetzt werden.