Nepal hat am Dienstag eine neue verfassungsgebende Versammlung gewählt und damit den ersten Schritt aus der politischen Krise geschafft. Laut Wahlkommission kamen trotz einzelnen Gewalttaten 65 Prozent der rund 12,5 Millionen Wahlberechtigten an die Urnen.
200’000 Sicherheitskräfte bewachten die Wahllokale. Dennoch kam es zu Gewalt zwischen rivalisierenden Parteianhängern sowie Einschüchterungen von Wählern. In der Hauptstadt Kathmandu wurden bei einer Explosion in der Nähe eines Wahllokals drei Menschen verletzt, darunter ein siebenjähriges Kind, wie der staatliche Sender Nepal Television berichtete.
In mehreren Städten kam es ausserdem zu Zusammenstössen zwischen Anhängern verschiedener Parteien. Im Distrikt Sarlahi wurden nach Polizeiangaben bei einer Schiesserei mehrere Menschen verletzt. Die Polizei nahm 55 Menschen fest, weil sie die Abstimmung störten.
Bürgerkrieg und politisches Chaos
Hauptaufgabe der neuen Versammlung wird es sein, ein Grundgesetz auszuarbeiten. Gleichzeitig fungieren die 601 Volksvertreter als Parlament. Vor fünf Jahren wählte Nepal nach einem Jahrzehnt Bürgerkrieg schon einmal eine verfassungsgebende Versammlung. Doch die Politiker konnten sich nicht einigen und stürzten das Land ins politische Chaos. Mehrere Wahlversuche scheiterten seitdem.
Die grössten Chancen unter den 122 angetretenen Parteien werden erneut den Maoisten, der sozialdemokratischen Kongresspartei und den Marxisten-Leninisten der UML eingeräumt.
33 Splitterparteien boykottierten die Abstimmung. Sie riefen die Menschen auf, zu Hause zu bleiben. Im Distrikt Jumla schmissen Anhänger der CPN-Maoisten laut lokalen Medien die Wahlurnen in den Fluss.
Warten auf Urnen
«Die Abstimmung verlief grundsätzlich friedlich. Es gab an einigen Orten Gewaltausbrüche und Zusammenstösse, doch konnten wir die Abstimmungen nach kurzen Unterbrechungen wieder aufnehmen», sagte der Sprecher der Wahlkommission, Bir Bahadur Rai.
Die Auszählung der Stimmen soll am Mittwoch beginnen, wenn die Urnen aus den mehr als 10’000 Wahllokalen aus den oft bergigen und unzugänglichen Gebieten in die Auszählungszentren gebracht worden sind. Ergebnisse werden erst in den kommenden Tagen erwartet. Dutzende internationale Organisationen halfen bei der Vorbereitung und Überwachung der Wahlen.