Der Nahrungsmittelmulti Nestlé hat im ersten Halbjahr zwar von der anziehenden Nachfrage in Europa profitiert. Belastet durch den starken Franken und Probleme in Indien sank der Umsatz aber um 0,3 Prozent auf 42,8 Mrd. Franken.
Ohne Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe wuchs der Konzern mit 4,5 Prozent und damit stärker als erwartet. Ein Grossteil des Zuwachses ist dabei auf Preisanpassungen (2,8 Prozent) zurückzuführen. Umgekehrt belasteten Wechselkurseffekte den Umsatz mit fast 6 Prozent. Das operative Ergebnis lag mit 6,4 Mrd. Franken auf Vorjahreshöhe. Der Reingewinn schrumpfte um 2,5 Prozent auf 4,5 Mrd. Franken.
Nestlé-Finanzchef François-Xavier Roger, seit sechs Wochen im Amt, sprach am Donnerstag in der Telefonkonferenz von einem soliden Ergebnis trotz schwieriger Umstände. Er bestätigte den Ausblick, wonach Nestlé in diesem Jahr ein organisches Wachstum von rund fünf Prozent und eine bessere Rendite erwartet.
Alle geographischen Regionen trugen im ersten Semester zum Wachstum bei. Dabei beschleunigte sich das organische Wachstum in den Industrieländern auf 2,2 Prozent, in den aufstrebenden Märkten lag es bei 7,3 Prozent.
Bremsspur in Indien
In Nord- und Südamerika (Region AMS) belief sich der Umsatz auf 12 Mrd. Franken, in der neuen Region Europa, Naher Osten und Nordafrika (EMENA) auf 7,9 Mrd. Franken und in Asien, Ozeanien und Subsahara-Afrika (AOA) auf 7,1 Mrd. Franken.
Für das geringe organische Wachstum von 0,8 Prozent in der AOA-Zone verantwortlich war das Verkaufsverbot von Maggi-Nudeln in Indien. Der Rückruf der beliebten Fertignudeln hat Nestlé im ersten Halbjahr 66 Mio. Fr. gekostet. Hinzu kämen Umsatzeinbussen durch den anhaltenden Verkaufsstopp, sagte Roger. Der Rückruf habe sich auch leicht negativ auf die Nachfrage nach anderen Produkten in der Region ausgewirkt.
Ein indisches Gericht hat nun aber am Donnerstag das Verkaufsverbot aufgehoben und neue Produktetests angeordnet. Ob sich damit das Problem für den Multi löst, bleibt abzuwarten, da die indische Regierung am (gestrigen) Mittwoch angekündigt hatte, Schadenersatz von 6400 Mio. Rupien oder umgerechnet knapp 100 Mio. Fr. von Nestlé einzufordern.
Turnaround in China
Zufrieden mit der Entwicklung in China in den letzten Monaten ist der Konzern. «Das organische Wachstum in China lag in den letzten Monaten im mittleren einstelligen Prozentbereich, insofern sind wir zufrieden mit dem laufenden Turnaround. Aufgrund der jüngsten Volatilität sind wir aber vorsichtig, was die weitere Zukunft dort betrifft», stellte der Finanzchef fest.
Nestlé hatte zuletzt die Änderung der Konsumgewohnheiten der Bevölkerung in China unterschätzt, was zu schwachen Wachstumsraten geführt hatte. China ist nach den USA der wichtigste Markt für Nestlé – gefolgt von Frankreich und Brasilien. Auch das Geschäft in Nordamerika und Brasilien läuft weiter verhalten. Doch auch hier zeichnen sich nach Unternehmensangaben Verbesserungen ab.
In Westeuropa hingegen trieben im ersten Halbjahr Innovationen und eine Premiumisierung das Wachstum weiter voran. Auch die Geschäfte in der Ukraine verzeichneten trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation weiterhin Wachstum.
Kaffeekapsel-Systeme mit schwächeren Margen
Weiter zufrieden ist Nestlé mit der Entwicklung bei den Kaffeekapsel-Systemen Nespresso und Dolce Gusto. Nespresso sei trotz der Konkurrenz weiterhin gut gewachsen und habe einen positiven Wachstumsbeitrag zum Konzern geleistet, sagte Roger. Zwar sei das Wachstum nicht mehr ganz so stark wie in früheren Jahren, aber immer noch gut.
Stark sei Nespresso vor allem in Amerika und Asien gewachsen, unter anderem wegen eines neuen Systems für grosse Tassen in Nordamerika. Aber auch in Europa sei man unter anderem dank Innovationen und neuen Boutiquen weiter gewachsen.
Die Marge war laut dem Finanzchef allerdings etwas schwächer, was mit den höheren Kaffeepreisen, Absicherungspositionen und den Wechselkursen zu tun habe.
Börse applaudiert
An der Börse waren die Nestlé-Titel am Donnerstag gefragt. In den ersten Handelsstunden legten die Aktien in einem freundlichen Marktumfeld um bis zu 2,8 Prozent zu. Im weiteren Verlauf bauten die Titel den Zuwachs aus und lagen kurz nach Mittag mit 3,3 Prozent im Plus.