Nestlé-Präsident Peter Brabeck befürchtet nach den jüngsten politischen Entwicklungen einen Machtverlust für die Schweiz in den Weltkonzernen und kurzfristigere Entscheidungen. Besonders kritisch ist Brabeck bezüglich der „Abzocker“-Initiative.
„In unserem Fall werden fast zwei Drittel der stimmberechtigten Aktien von Personen gehalten, die ausserhalb der Schweiz wohnen“, sagte Brabeck am Donnerstag während der Nestlé-Generalversammlung in Lausanne. Für die internationalen Konzerne führen die Verordnungen aus der Abzockerinitiative zu einem Transfer von Macht ins Ausland.
Aus der Initiative, die vom Schaffhauser Ständerat Thomas Minder lanciert worden war und der die Stimmbevölkerung vor gut einem Jahr zugestimmt hat, ergeben sich laut Brabeck weitere Probleme: Weil Verwaltungsräte künftig nur für ein Jahr gewählt würden, könnte es vermehrt zu „kurzsichtigen“ Entscheidungen kommen.
Der Erfolg von Nestlé sei aber auf langfristigen Sichtweisen begründet, sagte Brabeck. Er selbst will sich 2017 zurückziehen, nachdem der Nahrungsmittelgigant in nächsten Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiern wird.
Ausländer entscheidend wichtig
Brabeck fürchtet auch die Folgen des Ja zur Begrenzung der Einwanderung, welches die Bevölkerung am 9. Februar ausgesprochen hatte. Er glaube zwar daran, dass Lösungen gefunden würden, sagte vor den Aktionären. „Ich verberge aber auch nicht eine gewisse Beunruhigung, was die mittelfristige Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Schweiz betrifft.“
Nestlé habe in der Schweiz Mitarbeiter aus 90 Ländern, und der ungehinderte Zugang ausländischer Arbeitskräfte sei entscheidend für das Unternehmen. Trotz seiner Bedenken über die Folgen der Abstimmungsresultate bezeichnete sich Brabeck als feuriger Verfechter der direkten Demokratie.