Der starke Netzausbau, ein höherer Finanzaufwand und eine grössere Steuerlast drücken bei der Swisscom aufs Halbjahresergebnis. Trotz mehr Umsatz hat der «blaue Riese» etwas weniger Reingewinn eingefahren.
Unter dem Strich verdiente die Swisscom zwischen Januar und Ende Juni 806 Mio. Franken. Das sind 1,6 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Grund dafür seien wesentlich höhere Abschreibungen auf Investitionen in die Infrastrukturen sowie ein gestiegener Finanz- und Steueraufwand, erklärte Swisscom-Chef Urs Schaeppi in einer Telefonkonferenz.
Insgesamt habe die Swisscom 9,4 Prozent mehr investiert als im ersten Semester 2013. Der grösste Teil der über 1,1 Mrd. Fr. gehe in den Breitbandausbau sowohl im Mobilfunk, als auch im Festnetz.
«Beim Festnetz haben wir heute über 1 Million Wohnungen, die Ultrabreitband nutzen können, also Bandbreiten von bis zu 1 Gigabit (Gbit/s)», erklärte Schaeppi. Und im Mobilfunk habe die neue Generation LTE (auch 4G) heute eine Abdeckung von 94 Prozent der Bevölkerung erreicht, welche die Swisscom auf 98 Prozent erhöhen werde.
Erfreuliches Geschäft
Auch das Geschäft habe sich im ersten halben Jahr sehr erfreulich entwickelt, sagte der Swisscom-Chef. Der Umsatz wuchs um 1,9 Prozent auf 5,7 Mrd. Franken. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) legte gar um 3,8 Prozent auf 2,182 Mrd. Fr. zu.
Damit hat die Swisscom die Erwartungen der Finanzgemeinde beim Gewinn übertroffen. Analysten hatten im Durchschnitt gemäss der Nachrichtenagentur AWP bei einem Umsatz von 5,7 Mrd. Fr. mit weniger EBITDA und Reingewinn gerechnet.
«Das gute Resultat ist umso beachtlicher, als wir nach wie vor starken Preis- und Konkurrenzdruck spüren», sagte Schaeppi. Die Preiserosion im Schweizer Geschäft betrug im ersten halben Jahr 160 Mio. Franken. Davon stammten rund 60 Mio. Fr. von Preissenkungen für die Nutzung von Handys und Tabletcomputern von Schweizer Kunden im Ausland (Roaming).
Auf der anderen Seite nahmen Kundenzahlen und Volumen weiter zu, die 212 zusätzliche Millionen Franken in die Kasse brachten. Damit konnte der Branchenprimus die Preiserosionen mehr als wettmachen.
TV-Geschäft boomt
Wachstumstreiber seien gebündelte Angebote und Pauschaltarife, sagte Schaeppi. Der Umsatz der Kombiangebote kletterte bis Ende Juni um ein Viertel und durchbrach mit 909 Mio. Fr. erstmals die Grenze von 900 Mio. Franken. Wichtigste Motoren des Bündelgeschäfts seien das Fernsehen und die Mobilfunkangebote.
«Wir haben Ende Juni 21 Prozent mehr TV-Anschlüsse als vor einem Jahr», sagte Schaeppi. Insgesamt schauten 1,091 Millionen Haushalte Swisscom-TV, womit der Telekomkonzern weiter Boden gutmachte auf die Nummer 1: Marktführerin UPC Cablecom hatte Ende Juni nach einem Rückgang von 0,7 Prozent noch 1,415 Millionen Kunden unter Vertrag.
Auch beim Mobilfunk legte die Swisscom zu mit einem Zuwachs von 153’000 Handykunden im Vergleich zum Vorjahr. Und die italienische Breitbandtochter Fastweb hat trotz etwas weniger Umsatz gut 12 Prozent mehr Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen erzielt.
Gewinnziel erhöht
Dagegen musste die Swisscom im Festnetz, dem historischen Kerngeschäft, Federn lassen: Die Anzahl Anschlüsse sank gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent auf 2,83 Millionen. Dieser Rückgang sei hauptsächlich auf die Abwanderung zu Kabelnetzbetreibern und auf den Ersatz durch Handys zurückzuführen.
«Über alles gesehen hatten wir ein gutes erstes halbes Jahr», sagte Schaeppi: Aufgrund des guten Geschäftsverlaufs erhöhen wir unsere EBITDA-Erwartung für das Gesamtjahr 2014.“ Neu erwartet die Swisscom ein EBITDA von 4,4 Mrd. Fr. statt 4,35 Mrd. Franken. Unverändert wird ein Umsatz von 11,5 Mrd. Fr. angepeilt.