Neuauflage des Duells Froome gegen Quintana an der Vuelta

Knapp einen Monat nach der Tour de France startet in Spanien die letzte grosse Rundfahrt des Jahres. Die 70. Austragung der Vuelta beginnt mit einem Team-Zeitfahren.

Wird von Nairo Quintana (links) und Alejandro Valverde (rechts) an der Vuelta gejagt: Chris Froome (Bild: SI)

Knapp einen Monat nach der Tour de France startet in Spanien die letzte grosse Rundfahrt des Jahres. Die 70. Austragung der Vuelta beginnt mit einem Team-Zeitfahren.

Die 1. Etappe, ein Mannschaftszeitfahren über 7,4 Kilometer von Puerto Banus nach Marbella, wird allerdings für die Einzelwertung der Spanien-Rundfahrt nicht zählen. Dies gaben die Organisatoren am Freitag bekannt, nachdem eine Kontroverse über die Gefährlichkeit der Etappe aufgetaucht war. Mehrere Fahrer hatten sich am Donnerstag über die Streckenführung alarmiert gefühlt. Zur Strecken gehöre unter anderem eine enge Überführung aus Holz und ein Weg mit beweglichem Untergrund, auf dem ein Velorad buchstäblich versinken könnte. Aufgrund der Bedenken einzelner Mannschaften und Fahrer gab der Weltverband UCI das Einverständnis, die Etappe nur für die Teamwertung, aber nicht für die Einzelwertung zu zählen.

Grosser Gejagter bei der dreiwöchigen Rundfahrt ist der Brite Chris Froome, im Juli Gesamtsieger bei der Tour de France und letztjähriger Gesamt-Zweiter. Der Captain des Teams Sky könnte nach Jacques Anquetil (1963) und Bernard Hinault (1978) der dritte Radprofi werden, der Tour und Vuelta in einer Saison gewinnt. «Ich habe mich seit der Tour gut erholt und bin bereit für meine nächste Herausforderung», erklärte der 30-Jährige. Für Froome wäre ein Triumph bei der Vuelta a España ein Novum. Vor vier Jahren schaffte er als Gesamt-Zweiter den internationalen Durchbruch, bezwungen nur vom Spanier Juan José Cobo. Vor einem Jahr stand ihm mit Alberto Contador erneut ein Einheimischer vor der Sonne. Der Madrilene verzichtete jedoch auf eine Titelverteidigung und ist damit der grosse Abwesende in einem ansonsten exzellent besetzten Startfeld.

Mit Froome und den beiden Movistar-Fahrern Nairo Quintana und Alejandro Valverde ist in Spanien das komplette Podest der Tour de France vertreten. Besonders der Kolumbianer Quintana, der in Paris nur 72 Sekunden Rückstand auf Froome aufwies, brennt auf Revanche. Der Kletter-Spezialist und Giro-Sieger 2014 wird mit dem einheimischen Teamkollegen Valverde versuchen, seinen Widersacher in den Bergen zu attackieren. Gelegenheiten dazu gibt es genug.

Ein Paradies für Kletterer

Wie üblich bei der Spanien-Rundfahrt ist der Parcours auf Bergspezialisten wie Quintana zugeschnitten. Nicht weniger als acht Etappen auf dem 3359,8 langen Kurs von Marbella nach Madrid enden mit einer Bergankunft oder einem Anstieg. Eine besondere Herausforderung erwartet die Fahrer in der 11. Etappe. Auf dem 138 km langen Teilstück in Andorra müssen fünf Pässe mit insgesamt 4950 Höhenmetern bewältigt werden. Nachdem zu Beginn der dritten Woche in Burgos das einzige Einzelzeitfahren (38,7 km) ausgetragen wird, folgen nochmals drei schwere Bergetappen.

Froomes Konkurrenz kommt aber nicht nur aus dem Movistar-Lager. Ein besonderes Augenmerk dürfte der Sky-Profi auch dem kasachischen Team Astana schenken. Der vom Olympiasieger Alexander Winokurow geführte Rennstall weiss mit Vincenzo Nibali den einzigen aktiven Fahrer in seinen Reihen, der bisher alle drei grossen Rundfahrten gewonnen hat. Neben Nibali stehen bei Astana mit dessen Landsmann Fabio Aru und dem Spanier Mikael Landa ausserdem der Zweite und Dritte des Giro d’Italia im Aufgebot. Zum Kreis der weiteren Anwärter auf eine Top-Klassierung zählen der Amerikaner Tejay Van Garderen (musste die Tour der France während der 17. Etappe auf dem 3. Gesamtrang liegend krankheitsbedingt aufgeben) und der Spanier Joaquim Rodriguez (2010 und 2012 Dritter der Vuelta).

Cancellara sucht seine WM-Form

Unter den 198 Fahrern befinden sich auch drei Schweizer. Ein besonderes Augenmerk wird auf Fabian Cancellara gerichtet sein. Der 34-jährige Berner gibt nach seinem schweren Sturz in der 3. Etappe der Tour de France sein Comeback. Damit kehrt der Trek-Profi schon zum zweiten Mal in dieser Saison von einer schweren Verletzung zurück. Bereits im März hatte sich Cancellara in Harelbeke (Be) zwei Lendenwirbel-Fortsätze gebrochen. Die gleiche Verletzung setzte ihn drei Monate später als Träger des Maillot jaune erneut ausser Gefecht.

Für den dreifachen Vuelta-Etappensieger gilt es nach einer 47-tägigen Wettkampfpause, wieder den Rhythmus zu finden und sich für sein letztes grosses Saisonziel, das WM-Strassenrennen am 27. September in Richmond (USA), in Form zu bringen. Cancellaras Teamchef Luca Guercilena hat keine Zweifel, dass sein Schützling bei der Vuelta nicht wieder in Form kommt. «Die erste Woche wird bestimmt nicht einfach für ihn», bestätigt Guercilena. «Aber Fabian kann sehr viel leiden und ist entschlossen, die Saison auf einem hohen Niveau zu beenden.»

IAM setzt auf Etappensieg

Auf einen erfolgreichen Herbst hofft auch die Westschweizer Equipe IAM Cycling. Das vom Walliser Michel Thétaz gegründete Team wartet auch im dritten Jahr seiner Existenz noch auf den ersten Sieg bei einer grossen Rundfahrt. Zuletzt setzte man an der Tour de France mit Mathias Frank aufs Gesamtklassement. Der Luzerner enttäuschte seinen Arbeitgeber nicht und beendete die Tour als hervorragender Achter. In Spanien verzichtet der sportliche Leister Rik Verbrugghe nun bewusst auf die Nomination eines Leaders und schickt stattdessen mit dem Italiener Matteo Pelucchi einen echten Sprinter ins Rennen. «Unser Ziel ist ein Etappensieg», stellt IAM-Besitzer Thétaz klar.

Mit Marcel Aregger (25) und Simon Pellaud (22) schickt IAM Cycling zwei junge Schweizer an den Start. Sie sollen an der Seite der Routiniers Sylvain Chavanel (36) oder Jérôme Coppel (29) während den drei Rennwochen wichtige Erfahrungen sammeln.

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