Neue Drogen überschwemmen Europa in Rekordtempo und stellen eine zunehmende Gefahr für Konsumierende dar. Im vergangenen Jahr seien in den Ländern der Europäischen Union 49 neue Drogen entdeckt worden, teilte die EU-Drogenbeobachtungsstelle (EBDD) am Donnerstag mit.
Das sei die höchste Zahl von psychoaktiven Substanzen, die bisher jemals in einem Jahr neu gemeldet worden seien, heisst es in dem in Lissabon veröffentlichten EBDD-Jahresbericht.
Die Konsumierenden der zunehmenden Vielfalt von Pulvern, Pillen und Mischungen spielten „ein gefährliches Spiel“, da sie meist keine Detailkenntnisse über Inhalte und möglichen Gesundheitsgefahren dieser Substanzen hätten, warnte EBDD-Direktor Wolfgang Götz. Neue Drogen in attraktiver Verpackung würden über das Internet, in Nachtclubs oder an Strassenecken verkauft.
Die Rekordzahl neuer Rauschmittel, die der EBDD und Europol über ein Frühwarnsystem der EU gemeldet wurden, liegt den Angaben zufolge deutlich über den Werten der vergangenen Jahre. 2010 seien 41 Drogensubstanzen neu registriert worden, 2009 waren es 24 und im Jahr davor 13.
Seit Einrichtung eines Frühwarnsystems im Jahr 1997 wurden EBDD und Europol mehr als 200 neue Drogen gemeldet. Allein die Zahl der synthetische Cannabinoide („Spice“), die in Europa überwacht werden, stieg im vergangenen Jahr um 23 Substanzen an. Bereits seit 2010 ist von einem „Spice-Phänomen“ die Rede.
Zahl der Online-Läden verdreifacht
Die Zahl der Online-Läden, die psychoaktive Substanzen anbieten, schoss laut EBDD von 314 im Januar 2011 auf 690 im Januar 2012 in die Höhe.
„Der Verkauf illegaler Drogen und neuer psychoaktiver Substanzen ist ein weiterer Bereich, in dem das Internet von der organisierten Kriminalität ausgenutzt wird“, klagte Europol-Direktor Rob Wainwright. Er fordert „moderne operationelle und legislative Mittel“.
Bei einer Eurobarometer-Erhebung 2011 hatten rund fünf Prozent der Befragten im Alter von 15 bis 24 Jahren erklärt, schon einmal „Legal Highs“ konsumiert zu haben – also Drogen unklarer Zusammensetzung, deren Wirkung bislang kaum erforscht ist.