Heute vor 50 Jahren starb der Waadtländer Architekt Le Corbusier. Seine Neigung zu faschistischem Gedankengut war bekannt. Doch im Frühjahr erschienen gleich drei Bücher, die das Thema vertiefen.
Mit der dunklen Seite des Weltarchitekten haben sich die drei Franzosen François Chaslin («Un Corbusier»), Xavier de Jarcy («Le Corbusier. Un fascisme français») und Marc Perelman («Le Corbusier. Une froide vision du monde») beschäftigt.
Sie ziehen unter anderem Artikel aus der Zeitschrift «Prélude» als Beweismaterial heran. Die Revue für Kunst und Städtebau wird als faschistisch eingestuft – und Le Corbusier gehörte zu den Gründungsmitgliedern.
Die Fondation Le Corbusier wies die Vorwürfe zurück, sprach von «vereinfachenden Ansichten» und «schwierigen Zeiten». Gleichzeitig kündigte sie ein Kolloquium für nächstes Jahr an, das sich mit dem Denken Le Corbusiers in den 30er- und 40er Jahren beschäftigt. Ganz unvermintes Gelände scheint das also doch nicht zu sein.
Seelenverwandt mit Hitler?
Le Corbusier wurde ohne Architekturdiplom zu einem der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Er schuf Hochhäuser, die er als «Unité d’habitation» bezeichnete und Pläne für eine ganze Stadt: Chandigarh in Indien. Ihr widmet noch bis zum Oktober das Centre Le Corbusier / Museum Heidi Weber in Zürich eine Ausstellung.
Le Corbusier (1887-1965) wurde als Charles-Édouard Jeanneret-Gris in La Chaux-de-Fonds geboren und starb in seiner Wahlheimat Frankreich – beim Baden im Meer an der Côte d’Azur.
Der Waadtländer neigte zu Grössenwahn. Als junger Mann schon hatte er seiner Mutter verkündet, sein Ehrgeiz, seine Eitelkeit und sein Stolz würden ihn zu grossen Dingen treiben. Den Grössenwahn bewunderte er auch an Hitler: «Wenn es ihm mit seinen Ankündigungen ernst ist, kann Hitler sein Leben mit einem grossartigen Werk krönen: der Neugestaltung Europas.»