Neue Indizien zum Standort des Minilabors «Philae» auf Tschuri

Wo ist «Philae»? Sieben Monate nach der historischen Kometenlandung des «Philae»-Minilabors ist immer noch unklar, wo genau sich die kühlschrankgrosse Landeeinheit der «Rosetta»-Muttersonde auf dem Kometen Tschuri befindet.

Wo ist «Philae»? Seit der halsbrecherischen Landung der Sonde auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko, genannt Tschuri, am 12. November 2014 suchen Forscher nach Hinweisen auf ihren Standort (Bild: sda)

Wo ist «Philae»? Sieben Monate nach der historischen Kometenlandung des «Philae»-Minilabors ist immer noch unklar, wo genau sich die kühlschrankgrosse Landeeinheit der «Rosetta»-Muttersonde auf dem Kometen Tschuri befindet.

Allerdings haben Wissenschaftler nun auf Bildern der Kometenoberfläche einen vielversprechenden «Philae»-Kandidaten ausgemacht, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) am Donnerstag in Köln und Göttingen mitteilten.

Ob der auf den Bilder erkennbare helle Fleck aber tatsächlich «Philae» ist, wissen die Forscher noch nicht. Die «Philae»-Sonde hatte sich am 12. November planmässig von «Rosetta» gelöst und war auf die Oberfläche ihres Zielkometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko herabgesunken, der kurz Tschuri genannt wird.

Zwei Hüpfer

Allerdings kam «Philae» erst nach zwei Hüpfern und der leichten Berührung eines Felsbrockens abseits des ursprünglich vorgesehenen Landeplatzes zum Stehen. Da die Sonde dort zu wenig Sonnenenergie erhält, waren ihre Batterien bereits nach knapp 60 Stunden wissenschaftlicher Arbeit erschöpft. Seither ist sie verstummt.

Wo exakt die Landeeinheit nun steht, konnte noch nicht herausgefunden werden. «Wir konnten seinen aktuellen Standort bisher auf einen Bereich von 16 mal 160 Meter eingrenzen», erläuterte der «Philae»-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR.

Die Suche nach dem dreibeinigen Landegerät auf den Aufnahmen der «Rosetta»-Kamera «Osiris» erweist sich demnach als schwierig, weil «Philae» selbst bei voller Beleuchtung durch die Sonne nur wenige Pixel gross wäre.

Heller Fleck

Gleich auf mehreren Bildern könnte «Philae» zu sehen sein – oder auch nicht. Auf den vielversprechenden Kandidaten für den Standort der Sonde stiessen die Wissenschaftler des «Osiris»-Teams nun durch Vergleiche von Bildern einer bestimmten Region, die vor und nach der Landung von «Philae» aufgenommen wurden.

Dabei entdeckten sie auf zwei Aufnahmen aus der Zeit nach der Landung einen hellen Fleck, der auf den früheren Bildern derselben Region fehlt.

«Obwohl die ‚Vorher‘- und ‚Nachher‘-Bilder mit verschiedenen räumlichen Auflösungen aufgenommen wurden, stimmen topographische Details gut überein – bis auf einen hellen Fleck», erklärte das «Osiris»-Teammitglied Phillipe Lamy. «Diesen schlagen wir als guten Kandidaten für ‚Philae‘ vor».

Allerdings könnte der helle Fleck laut MPS auch auf eine physikalische Veränderung auf dem Kometen zurückzuführen sein. Womöglich sei an dieser Stelle auf dem Kometen, der zur Zeit auf die Sonne zu rast, frisches Material freigelegt worden.

Letztendlich seien höher aufgelöste Aufnahmen nötig, um «Philae» zweifelsfrei aufzuspüren – und somit weitere nahe Vorbeiflüge von «Rosetta» an dem Kometen. Wegen der zunehmenden Aktivität von Tschuri, der beim Anflug auf die Sonne Gas- sowie Staubfontänen ins All spuckt, dürfte dies in naher Zukunft allerdings nicht möglich sein.

Freilich könnte die Suche nach «Philaes» exaktem Standort beschleunigt werden, wenn der Lander wieder aus seinem Winterschlaf aufwacht. Bisher meldete sich die verstummte Kometensonde allerdings nicht bei der «Rosetta»-Muttersonde, die sich in einer Umlaufbahn um Tschuri befindet.

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