Neue Kämpfe in Aleppo nach dem Ende der Feuerpause

Kurz nach dem Ende der Waffenruhe haben sich Rebellen und die syrische Armee in Aleppo schwere Gefechte geliefert. In mehreren Vierteln der geteilten Stadt seien am Samstagabend neue Kämpfe ausgebrochen, Zudem habe es Angriffe mit Artilleriegeschützen gegeben.

Mitglieder der syrischen Hilfsorganisation White Helmets (Weisshelme) bergen Verletzte aus bombardierten Häusern in Ost-Aleppo. (Aufnahme vom 7. Oktober) (Bild: sda)

Kurz nach dem Ende der Waffenruhe haben sich Rebellen und die syrische Armee in Aleppo schwere Gefechte geliefert. In mehreren Vierteln der geteilten Stadt seien am Samstagabend neue Kämpfe ausgebrochen, Zudem habe es Angriffe mit Artilleriegeschützen gegeben.

Das teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Angaben über Opferzahlen machte die Beobachtungsstelle zunächst nicht. Die in Grossbritannien ansässige Organisation bezieht ihre Informationen von Informanten in Syrien, sie sind kaum nachprüfbar.

Die von Russland ausgerufene Waffenruhe in der umkämpften nordsyrischen Millionenmetropole Aleppo war am Samstagabend um 19.00 Uhr (Ortszeit, 18.00 Uhr MESZ) nach drei Tagen ausgelaufen.

Verletzte und Kranke müssen bleiben

Der UNO gelang es in dieser Zeit nicht, Verletzte und Kranke aus den Rebellenvierteln in Sicherheit zu bringen. Sie sah die geplante Rettung von Zivilisten über Sicherheitskorridore als zu gefährlich an. Nach UNO-Angaben verliess nur eine Handvoll von Zivilisten und Aufständischen den Ostteil der Stadt.

Die einstige Wirtschaftsmetropole ist seit 2012 zweigeteilt. Die westlichen Stadtteile mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern stehen unter Kontrolle der Regierung von Staatschef Baschar al-Assad. Der Osten der Stadt mit derzeit etwa 250’000 Einwohnern wird von bewaffneten Rebellen gehalten.

Am 22. September startete die syrische Armee mit Unterstützung der russischen Luftwaffe eine Offensive zur Rückeroberung der östlichen Stadtteile, von wo aus die Rebellen den Westteil der Stadt bombardieren. Am vergangenen Dienstag setzten Damaskus und Moskau ihre Offensive aus, am Donnerstagmorgen trat die «humanitäre Feuerpause» in Kraft.

Appell für längere Feuerpause

In den fast vier Wochen dazwischen wurden der UNO zufolge bei den Luftangriffen auf Aleppos Osten etwa 500 Menschen getötet und weitere 2000 verletzt, Schulen und Spitäler wurden zerstört. Jetzt müssten 200 Verletzte und Kranke dringend aus dem Osten der Stadt gebracht werden. Die UNO rief Russland zugleich auf, die Waffenruhe bis Montag zu verlängern.

Die russischen Behörden und Syriens staatliche Medien werfen den bewaffneten Aufständischen vor, niemanden in die humanitären Korridore – sechs für Zivilisten und zwei für Rebellen – zu lassen und selbst nicht von dem Angebot Gebrauch zu machen, ihre Waffen niederzulegen und sich zu ergeben.

Die Rebellen ihrerseits beklagen mangelnde Sicherheitsgarantien für sich und die Zivilisten. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow wiederum bezichtigte die Aufständischen, die Zivilisten mit «Drohungen, Erpressung und nackter Gewalt» daran zu hindern, die Korridore aufzusuchen.

Lastwagen mit Hilfsgütern warten

Seit Wochen warten Lastwagen mit Hilfsgütern an der türkischen Grenze darauf, nach Aleppo fahren zu können. Der russische Militärsprecher Sergej Rudskoi sagte am Freitagabend, nur acht verletzte Rebellen und sieben Zivilisten hätten die Korridore benutzt. Nach seinen Angaben können sich Verletzte aus Ost-Aleppo auch im Westteil der Stadt behandeln lassen.

Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Samstag in einem Interview mit dem russischen Staatssender Rossija-1, für den Ausgang des Syrien-Konfliktes gebe es nur zwei Möglichkeiten: Entweder Präsident Baschar al-Assad bleibe im Amt oder die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündeten Dschihadisten von Fatah al-Scham, der einstigen Al-Nusra-Front, kämen an die Macht.

Russland wolle mit seiner Militärintervention dazu beitragen, das «syrische Territorium» von den Dschihadisten zu befreien und eine Teilung des Landes zu verhindern. Dies hätte «die katastrophalsten Ergebnisse für die gesamte Region zur Folge», sagte der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

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