Eine Woche nach der Machtübernahme durch das Rebellenbündnis Séléka hat die Zentralafrikanische Republik eine neue Regierung der Nationalen Einheit. Ihr gehören nach Radioangaben Vertreter der Rebellen, der ehemaligen Opposition, der Zivilgesellschaft sowie ein Anhänger des geflohenen Präsidenten François Bozizé an.
Dessen selbsternannter Nachfolger, Séléka-Chef Michel Djotodia, will die Macht 2016 wieder abgeben. Laut dem am Sonntag im Radio verlesenen Dekret umfasst das neue Kabinett insgesamt 34 Mitglieder.
Ministerpräsident Nicolas Tiangaye, ein ausgewiesener Gegner des alten Präsidenten, der seit Januar an der Spitze einer Übergangsregierung stand, war bereits am Mittwoch von Djotodia in seinem Amt bestätigt worden. Er versprach, im neuen Kabinett würden alle politischen Strömungen sowie alle Provinzen des Landes vertreten sein.
Insgesamt neun Minister entstammen laut Radio dem Rebellenbündnis; Staats- und Rebellenchef Djotodia übernahm dabei zugleich den Posten des Verteidigungsministers. Acht Minister gehören der früheren Opposition an, so auch der ehemalige UNO-Botschafter und neue Aussenminister Charles Armel.
16 Vertreter werden demnach der Zivilgesellschaft zugerechnet oder entstammen unterschiedlichen politischen Bewegungen. Ein einziges Kabinettsmitglied, Claude Lenga, zählt zu den Vertrauten des entmachteten Präsidenten.
Wahlen erst in drei Jahren
Die Rebellen unter ihrem Anführer Djotodia hatten am Samstag vor einer Woche die Hauptstadt Bangui unter ihre Kontrolle gebracht. Sie warfen Präsident Bozizé vor, einen Friedensplan vom Januar ebensowenig zu beachten wie frühere Abkommen. Bozizé floh ins benachbarte Kamerun.
Djotodia kündigte inzwischen an, die Verfassung ausser Kraft zu setzen und das Parlament aufzulösen. Erst in drei Jahren soll neu gewählt werden. Solange will auch der neue starke Mann an der Macht bleiben. International wurde die Machtübernahme scharf verurteilt.
Unterdessen kehrte in Bangui nach mehrtägigen Plünderungen langsam wieder Ruhe ein. In einigen Vierteln der Hauptstadt gab es nach Angaben des örtlichen Roten Kreuzes am Wochenende jedoch weiterhin weder Trinkwasser noch Strom.
Kindersoldaten bei Rebellen
Nach einem Bericht der südafrikanischen Zeitung «Sunday Times» hatten auf Seiten der zentralafrikanischen Aufständischen auch Kindersoldaten gekämpft. Einige von ihnen seien von südafrikanischen Truppen getötet worden, hiess es.
Bei ihrem Einmarsch in Bangui am 23. März hätten etwa 3000 Rebellen eine seit Januar in der Zentralafrikanischen Republik stationierte knapp 200-köpfige südafrikanische Einheit angegriffen, berichteten betroffene Soldaten der Wochenzeitung. Diese habe sich gewehrt und insgesamt 13 Angreifer erschossen.
Soldaten sagten der Zeitung, die Ereignisse hätten sie traumatisiert. «Erst nachdem die Schüsse gefallen waren, haben wir gesehen, dass wir Kinder getötet hatten», sagte ein inzwischen in seine Heimat zurückgekehrter Soldat dem Blatt. «Dafür sind wir nicht ausgerückt, das macht krank, sie haben geweint, um Hilfe und nach ihren Müttern gerufen», fügte er hinzu.