Neue Notwohnungen im Gundeli

Die Gundeldinger kriegen neue Nachbarn: An der Dornacher Strasse 329 entstehen neue Not- und Flüchtlingswohnungen. Die Stadt nahm sich der Vorbehalte der Quatierbewohner an einer Infoveranstaltung an. In den nächsten Wochen werden in die bisher leerstehende Liegenschaft an der Dornacher Strasse 329 neue Mieter einziehen. Sechs Notwohnungen und vier Wohnungen für Flüchtlinge werden dort vom […]

Die Gundeldinger kriegen neue Nachbarn: An der Dornacher Strasse 329 entstehen neue Not- und Flüchtlingswohnungen. Die Stadt nahm sich der Vorbehalte der Quatierbewohner an einer Infoveranstaltung an.

In den nächsten Wochen werden in die bisher leerstehende Liegenschaft an der Dornacher Strasse 329 neue Mieter einziehen. Sechs Notwohnungen und vier Wohnungen für Flüchtlinge werden dort vom Sozialamt Basel-Stadt zur Verfügung gestellt. Das Projekt wurde am Donnerstag von den Sozialbehörden und den Quartiervereinen an einer Informationsveranstaltung vorgestellt.

Die Veranstaltung war trotz sonnigem Wetter mit knapp 60 Personen gut besucht. Die Behörden nutzten das, um die Notwendigkeit der neuen Unterkünfte zu erklären. Die gemischte Nutzung sei neu für die Sozialbehörde, die froh sei über ein Gebäude mit vergleichsweise kleinen Wohnungen, sagte Dieter Stark vom Amt für betriebswirtschaftliche Dienste: «Die meisten Wohnungen, die wir haben, sind grösser und haben drei bis vier Zimmer.» Jetzt stehe endlich Platz zur Verfügung für kleine Familien und Alleinerziehende mit Kindern.

In eine der Zwei-Zimmer-Wohnungen an der Dornacher Strasse sollen maximal drei Personen einziehen. Ob es bei langfristig bei der geplanten Aufteilung von Asyl- zu Notwohnungen bleibt, ist noch nicht sicher, wie Stark erklärte: «Notsituationen lassen sich nicht planen und die Sozialbehörden müssen in der Regel schnell reagieren, wenn sie eintreten.»

In der Schweiz geboren zu werden, ist wie ein Sechser im Lotto

130 Notwohnungen gibt es derzeit in Basel-Stadt, sechs neue in Zukunft in der Dornacher Stasse. Eine Notwohnung als befristete Übergangslösung erhalten Familien mit Kindern, wenn sie mindestens zwei Jahre in Basel-Stadt wohnen und in eine Notlage geraten. Welchen Flüchtigenstatus die Bewohner der anderen vier Wohungen haben werden, steht laut Renate Gäumann von der kantonalen Asylkoordination noch nicht fest. Die Situation ändere sich ständig, was man an der aktuellen Diskussion über den Krieg in Syrien sehen könne. Derzeit leben in Basel rund 400 Flüchtlinge mit offenen Asylverfahren, 300 Personen mit vorläufigem Flüchtlingsstatus und 350 anerkannte Flüchtlinge. Jenseits aller Zahlen erinnerte Gäumann an die humanitäre Tradition der Schweiz und fügte hinzu: «In der Schweiz geboren zu werden, ist wie ein Sechser im Lotto.»

Beatrice Isler, Präsidentin des Neutralen Quartiervereins (NQV) Gundeldingen und Dieter Vogel, Präsident der Quartierkoordination berichteten über positive Erfahrungen mit den bestehenden Flüchtlingsunterkünften im Quartier. Bisher wären kaum Probleme aufgetreten. «Ein Fall von Littering stellte sich als nicht von den Bewohnern verursacht heraus», berichtete Vogel. An andere Probleme während der vergangenen drei Jahre kann er sich nicht erinnern. Beatrice Isler fügte hinzu: «Ein grösseres Polizeiaufgebot in der Frobenstrasse machte den Anwohnern mal Sorgen». Grund war ein Fall von häuslicher Gewalt bei einer Schweizer Familie in der Nähe. Andrea Knellwolf vom NQV Kannenfeld, die als Gast geladen war, berichtete ebenfalls Positives. «Kommunikation ist das A und O» sind sich die Quartiervertreter einig.

Nicht ohne Vorbehalte

Ganz ohne Vorbehalte wurde die Ankündigung trotz aller Kommunikationsangebote indes nicht aufgenommen. Warum es eigentlich so oft das Gundeli treffe, fragte ein Teilnehmer. Ein anderer äusserte sich besorgt über bevorstehenden Zügellärm. Nicole Wagner, Amtsleiterin Sozialhilfe des Kantons, nahm dazu Stellung.

Wagner sieht in der neuen Liegenschaft keine Überbelastung des Quartiers, da das neue Angebot von den bisherigen räumlich relativ weit entfernt sei. «Grundsätzlich streben wir eine möglichst gleichmässige Verteilung von Unterkünften im Stadtgebiet an», erläuterte sie. Man müsse aber auch mit dem leben, was verfügbar und bezahlbar sei. Sie lobte sie die Quartierbevölkerung für ihre offene, tolerante Haltung und gab zu, dass man bei einem zusätzlichen Angebot im Gundeldinger Quartier schon nachdenken müsse.

Auf Nachfragen wurden von Dieter Stark auch Zahlen genannt. 200 Franken Miete pro Quadratmeter bezahlt die Stadt für die Liegenschaft. Das liege im Rahmen. Und gezügelt werde selbstverständlich nur werktags während der normalen Arbeitszeit. Die Veranstaltung schloss mit einem Angebot der Sozialbehörden und der Quartierorganisationen: «Wir haben ein offenes Ohr und gehen jedem Hinweis nach», versicherte Nicole Wagner.

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