Am Flughafen Zürich sollen bei Nebel oder Bise Starts nach Süden geradeaus möglich sein, und zwei Pisten sollen verlängert werden. Dies schlägt das Bundesamt für Zivilluftfahrt vor, um die Sicherheit des Flugbetriebs zu erhöhen. Der Flughafen zeigt sich skeptisch.
BAZL-Direktor Christian Hegner stellte am Dienstag vor den Medien in Bern die vorgeschlagenen Anpassungen im Rahmen des Sachplans Infrastruktur Luftfahrt (SIL) vor. Mit diesem sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Sicherheit des Betriebs des wichtigsten Schweizer Flughafens weiter zu verbessern. Er bildet den Rahmen für den Betrieb und für die Bauten des Flughafens.
Die grösste Herausforderung stelle heute vor allem der Betrieb bei Bise oder bei Nebel dar, hält das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) fest. Werde bei solchen Wetterlagen mit Südabflügen geradeaus gestartet, könne die Sicherheitsmarge deutlich verbessert werden.
Mit dieser Vorgabe kommt der Bund den Anwohnern der betroffenen Zürcher Gebiete gleichzeitig etwas entgegen: Bei der Ausarbeitung war auch die Variante erwogen worden, Südabflüge geradeaus während der Spitzenzeiten oder «über den ganzen Tag hinweg» zuzulassen. Davon sieht das BAZL nun «aufgrund der zu erwartenden deutlichen Zunahme der Lärmbelastung» ab.
Komplexität verringern
Weiter legt der Bund dem Flughafen nahe, den Flugbetrieb auf verlängerten Pisten zu ermöglichen. So lasse sich die Komplexität des Flugbetriebs reduzieren. Die Raumsicherung für die Verlängerungen der Pisten 28 und 32 wurde bereits angegangen. Mit der Verlängerung der Piste 28 von heute 2500 Meter auf 2900 Meter könnten sämtliche Flugzeugtypen auch bei schlechteren Bedingungen wie bei Nässe oder zu starkem Rückenwind auf dieser Piste landen.
Heute wichen Langstreckenflugzeuge häufig auf den Südanflug aus, was die Komplexität des Betriebes erhöhe. Mit der Pistenverlängerung 32 von 3300 auf bis zu 3700 Meter könnten auch schwere Langstreckenflugzeuge von dieser Piste starten, was zu weniger Kreuzungspunkten am Boden führen würde.
Im Sommer 2013 hatte der Bundesrat das SIL-Objektblatt für den Flughafen Zürich verabschiedet (SIL1). Dieses basierte weitgehend auf der bestehenden Infrastruktur und dem aktuellen Betrieb. Mit der nun vorliegenden Anpassungen (SIL2) sollen die Grundlagen für wichtige Entwicklungsschritte des Flughafens gelegt werden.
Keine Rezepte für die Zukunft
Der Flughafen Zürich zeigt sich gegenüber den neuesten Vorschlägen aus Bern zweigeteilt. Der überarbeitete Sachplan löse zwar wichtige bestehende Probleme, er gebe jedoch keine Antworten für die Zukunft.
Die Flughafen Zürich AG begrüsse, dass das vorliegende SIL-Objektblatt die raumplanerischen Grundlagen für zusätzliche Sicherheitsmassnahmen schaffe, heisst es in einer Medienmitteilung. Besonders die Anpassung des Bisen-Konzepts mit Südstarts schaffe mehr Sicherheit.
Auch die vorgesehene «Optimierung des Nordkonzepts», die unter anderem eine Auffächerung der Weststarts vorschlägt, trägt aus Sicht des Flughafens zu einer Verringerung der Komplexität bei und eliminiert Kreuzungspunkte.
Das vorliegende SIL-Objektblatt zeige aber keine Lösungen auf, wie die prognostizierte Nachfrage nach Luftverkehr langfristig abgewickelt werden solle, kritisiert der Flughafen. Dies schaffe Unsicherheit für die Bevölkerung und verunmögliche es der Flughafenbetreiberin, langfristig einen qualitativ hochstehenden Flugbetrieb sicherstellen zu können.