Auf dem Schweizer Markt für Sportübertragungen herrscht Goldgräberstimmung, nachdem sich UPC vor wenigen Tagen die TV-Rechte für Schweizer Eishockey-Spiele gesichert hat. Der neue Sportsender MySports will ab Sommer 2017 frischen Wind in den Markt bringen.
Die Gründung eines neuen Schweizer Sportsenders sei «ein historischer Moment», sagte ein sichtlich stolzer UPC-Konzernchef Eric Tveter am Mittwoch vor den Medien in Bern. Der Kabelnetzanbieter habe für den Fünfjahres-Vertrag eine «erhebliche Summe» investiert und wolle nun das Beste daraus machen.
Tatsächlich ist es dem Schweizer Eishockeyverband (SIHF) gelungen, dank dem Verkauf der TV-Rechte an UPC ab der Saison 2017/18 markant mehr einzunehmen. Neu sind es jährlich 35,4 Millionen Franken, statt wie bisher rund 12 Millionen Franken von Swisscom/Teleclub.
Der CEO des Eishockeyverbandes, Florian Kohler, sprach rückblickend von einem «interessanten und zum Teil schwierigen Prozess». Es habe viele Angebote aus dem In- und Ausland gegeben. Vier Interessenten hätten Vorschläge präsentiert und man habe sich für UPC entschieden.
Breitere Verwertung geplant
UPC habe nämlich ein «bestechendes Verbreitungskonzept» auf den Tisch gelegt, betonte Kohler. Der neue Sportsender strebe eine breitere Verwertung an und werde den Konsumenten «mehr Eishockey auf allen grossen und kleinen Geräten» liefern. Neben mehr Nationalliga A-Spielen, würden künftig auch Nationalliga B-, Regio-League-Spiele und auch mehr Spiele der Nationalmannschaft übertragen.
Mit UPC Schweiz werde Eishockey in der Schweiz daher inhaltlich und finanziell in eine neue Dimension eintreten. Der SIHF behält die Produktionshoheit bei der Liga. Bisher hatte die SRG zentrale Rechte. Die SRG erhält künftig Übertragungsrechte für die Play-offs und die Heimspiele der Nationalmannschaft.
Dank MySports soll ein grösseres Publikum in den Genuss von Eishockey-Übertragungen kommen, verspricht UPC. Der Sender werde in allen Regionen der Schweiz zu sehen sein und in drei Sprachen verbreitet, sagte Roger Feiner, Vizepräsident Content Strategy von UPS.
15 bis 20 fest angestellte Redaktoren
Feiner sagte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass die künftige Redaktion von MySports aus 30 bis 40 Redaktorinnen und Redaktoren bestehen werde. Die Hälfte davon werde fest angestellt. Neben bekannten Leuten würden auch neue Gesichter gesucht. Zur Höhe des Budgets erklärte Feiner lediglich, dass es adäquat sei.
Noch nicht entschieden ist, wo diese Sportjournalisten arbeiten werden. In der Deutschschweiz und in der Westschweiz würden derzeit Standorte evaluiert. Vermutlich dürfte ein Standort in Lausanne sein. Keine Niederlassung wird es laut Feiner im Tessin geben.
MySports wird aus einem Basis-Kanal, der für UPS-Kunden und deren Verbreitungspartnern gratis ist und rund vier zahlungspflichtigen Premiumkanälen bestehen. UPC hat nach eigenen Angaben bereits mit 14 Mitgliedern des Verbandes Suissedigital Verbreitungsverträge abgeschlossen.
Interesse an weiteren Sportarten
Angeboten wird zunächst nur Eishockey. Das Potenzial für noch mehr Sportarten sei auf jeden Fall da, stellte Feiner fest. «In den Regionen warten noch Juwelen», schwärmte er. Interessant seien insbesondere Teamsportarten. Erste Vorgespräche hätten bereits mit Swiss Olympics stattgefunden.
Nicht zum Zug gekommen ist UPC allerdings bei den Übertragungsrechten für Schweizer Fussballspiele. Offiziell ist zwar noch nicht bekannt, dass die Swisscom aus dem Rennen als Siegerin hervorgegangen ist. Swisscom-Chef Urs Schaeppi hatte dies aber kürzlich in einem Interview berichtet.
Dank Partnern, wie Quickline, net+ oder der Stadt Lausanne mit Citycable und weiteren Kommunikationsnetzen will MySports über 3 Millionen Kunden in der Schweiz einen Zugang zu Sportübertragungen ermöglichen. Auf einen Schlag verdopple sich damit die Reichweite für Eishockey, erklärte Nicolas Perrenoud, Chef des Kabelnetzanbieters Quickline.
Die bisherige TV-Berichterstattung bezeichnete Feiner als «extrem solide». Man habe nun aber die Chance das besser zu machen. Mit dem neuen TV-Sender, der näher bei Klubs und Regionen sein werde, sollten neue Wege beschritten werden, sagte auch Perrenoud. Er versprach neue Kameraeinstellungen, Talks, Magazinsendungen, persönliche Geschichten der Hauptakteure, neuartige Spielanalysen, Statistiken und Grafiken.