Neuer Sulzer-Chef musste sich von Ermittlungen freikaufen

Mit Klaus Stahlmann hat der Industriekonzern Sulzer einen Mann mit Vergangenheit an die Konzernspitze berufen. Der Neue musste sich zuerst von einem Korruptionsverfahren freikaufen, bevor er im Sulzer-Chefsessel Platz nehmen konnte. Sulzer beteuert, Stahlmann sei integer.

Klaus Stahlmann übernimmt bei Sulzer (Archiv) (Bild: sda)

Mit Klaus Stahlmann hat der Industriekonzern Sulzer einen Mann mit Vergangenheit an die Konzernspitze berufen. Der Neue musste sich zuerst von einem Korruptionsverfahren freikaufen, bevor er im Sulzer-Chefsessel Platz nehmen konnte. Sulzer beteuert, Stahlmann sei integer.

Stahlmann war 2007 bis 2011 im Top-Management des deutschen Fahrzeugherstellers MAN. Als er im Februar 2011 von Ermittlungen gegen ihn wegen Bestechung und anderen Vorwürfen erfahren habe, sei er sofort zurückgetreten, sagte Stahlmann am Dienstag vor den Medien in Zürich.

Stahlmann geriet ins Visier der Münchner Staatsanwaltschaft, weil eine Rechnung für ein Geschäft in Kasachstan aus dem Jahr 2005 – also vor seiner Zeit bei MAN – mit seiner Unterschrift beglichen wurde. Mit dem Geschäft an sich, das möglicherweise einen „korruptiven Hintergrund“ hatte, habe er nichts zu tun gehabt, beteuerte der Industriekapitän.

Er habe seine Unterschrift auf Anraten eines von MAN angefragten Juristen gegeben, sagte Stahlmann. Seinen Hut genommen habe er, um sich ganz dem Ermittlungsverfahren widmen zu können. Mit einer Zahlung von 275’000 Euro habe er nun erreichen können, dass dieses beendet werde. Dies sei keine Busse gewesen, sondern eine Auflage.

Dormann wollte Stahlmann

Die Zahlung ebnete Stahlmann den Weg zum Chefsessel des geschichtsträchtigen Weltkonzerns Sulzer. Der Maschinenbau- und Technologiekonzern hätte nicht das offizielle Ende der Ermittlungen abwarten könnten, um Stahlmann nach Winterthur holen zu können, wie Verwaltungsratspräsident Jürgen Dormann im Gespräch mit Journalisten sagte.

Aber das Aufsichtsgremium setzte offenbar auf den 51-jährigen Deutschen. Schon im August sei Stahlmann Favorit gewesen, sagte Dormann. Der Verwaltungsrat habe zunächst eine Liste mit vier bis fünf Kandidaten gehabt, sagte der Verwaltungsratspräsident.

Überraschender Wechsel

Sulzer musste einen neuen Chef suchen, weil der Niederländer Ton Büchner im vergangenen Juni überraschend seinen Wechsel zum Amsterdamer Beschichtungs- und Spezialchemieriesen Akzo Nobel bekannt gab. Büchner soll noch dieses Jahr Konzernchef von Akzo Nobel werden.

Finanzchef Jürgen Brandt, der seit Mitte 2011 das Unternehmen interimistisch leitete, sei kein Kandidat für Büchners Nachfolge gewesen, sagte Dormann.

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