Volkswagen wird seinen Sparkurs wegen der Abgas-Affäre verschärfen. Der Skandal setze die Finanzplanung «massiv unter Druck», sagte der neue Firmenchef Matthias Müller. Daher werde VW alle geplanten Investitionen «noch einmal auf den Prüfstand stellen».
«Was nicht zwingend nötig ist, wird gestrichen oder geschoben», sagte der frühere Porsche-Chef in seiner ersten Rede nach der Wahl auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg. Das von seinem Vorgänger Martin Winterkorn eingeleitete Sparprogramm solle «nachjustiert» werden.
«Das wird nicht ohne Schmerzen gehen», sagte Müller vor mehr als 20’000 Beschäftigten in einer Werkshalle im Wolfsburger Stammwerk. Den Abbau von Arbeitsplätzen schloss er nicht ausdrücklich aus: Was die Arbeitsplätze bei Volkswagen betreffe, wisse VW «heute zwar noch nicht, welche Auswirkungen die Krise haben wird. Aber wir werden dafür kämpfen, sie so gering wie möglich zu halten.»
VW werde alles tun, «um die Beschäftigung im Unternehmen zu halten», sagte Müller. Er betonte auch, VW dürfe durch Einsparungen seine führende Position nicht in Gefahr bringen.
Eingriffe an der Hardware notwendig
Von dem Skandal betroffene Kunden würden «in diesen Tagen» darüber informiert, dass ihr Fahrzeug nachgebessert werden müsse, sagte er. Teilweise werde dafür ein Update der Software reichen, bei anderen Fahrzeugen seien dagegen zusätzliche «Eingriffe an der Hardware notwendig». Der Schwerpunkt der Probleme liege ganz klar auf Europa und Nordamerika, erklärte Müller.
Er betonte zudem, dass alle von den Manipulationen betroffenen Fahrzeuge technisch sicher und fahrbereit seien: «Zu keinem Zeitpunkt war die Sicherheit unserer Kunden gefährdet.» Alle Euro-6-Dieselfahrzeuge würden die gesetzlichen Bestimmungen und Umweltvorgaben erfüllen. «Für Wolfsburg heisst das: Die Produktion kann weiterlaufen.»
Müller machte den Mitarbeitern zudem Mut: «Wir können und wir werden diese Krise bewältigen. Weil Volkswagen ein Konzern mit starker Substanz ist».
Mitte September war bekannt geworden, dass VW in den USA Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen mit einer Software manipuliert hatte. Das Programm kann dafür sorgen, dass im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen werden als im regulären Betrieb. Weltweit wurde das Programm in bis zu 11 Millionen Autos verbaut.