Nemo, Dorie und rund 70 andere Fischarten haben ein neues Zuhause. Nach zwei Jahren Bauzeit hat der Zoo Zürich sein Aquarium wieder eröffnet. Unter dem Motto «Das grosse Fressen» werden die Schönheit der Meere aber auch deren Bedrohung thematisiert.
Nach 27 Jahren mussten die alten Becken dringend saniert werden. Doch statt diese nur zu renovieren, hat der Zoo die Anlage völlig neu konzipiert. Aus 22 kleinen und mittleren Becken sind acht grosse geworden. Der Besucherraum wurde ebenfalls neu gestaltet.
Die acht Becken umfassen jeweils verschiedene Lebensräume, wie etwa die «Seegraswiesen im Indopazifik» mit sehr speziellen Bewohnern. Hier leben beispielsweise der Partner-Krebs und die Partner-Grundel in einer Art WG mit Aufgabenteilung zusammen: Während der Krebs im Sand eine Höhle gräbt, übernimmt der Fisch deren Verteidigung.
Ausserdem finden sich hier Röhrenaale, Rasiermesserfische und ein Mandarinfisch-Pärchen. Sobald sich das Zusammenleben und die Biologie im Becken etwas eingespielt haben, kommen dann noch Seepferdchen hinzu.
Mit 600 Volt auf Beutezug
Der grösste Bewohner des neuen Aquariums stammt aus dem Amazonasbecken. Der Zitteraal, der bis zu 2,5 Meter lang werden kann, betäubt oder tötet seine Beutetiere mit Stromstössen. Drei Viertel seines Körpers bestehen aus speziellen Muskeln, die eine kleine Spannung erzeugen können. In Serie geschaltet summiert sich diese auf bis zu 600 Volt.
Nach 35 Jahren sind zum ersten Mal auch wieder Haie in Zürich zu sehen. Den Lebensraum «Riffe und Felsküsten im Indopazifik» bewohnen zwei kleine Haiarten, der Epaulettenhai und der Korallenkatzenhai. Sie teilen sich das Becken mit Rotfeuerfischen, Blaupunktrochen und Sternmuränen.
Findet Nemo und Dorie
Stein- und Weichkorallen bilden den Lebensraum von zahlreichen Fischen im Indopazifik. Bis sich in Zürich ein richtiges Korallenriff gebildet hat, braucht es aber noch etwas Geduld. Die künstlich vermehrten, kleinen Ableger müssen sich erst noch an ihre neue Umgebung gewöhnen, bevor sie mit dem Wachstum loslegen.
Das bislang aus abgestorbenen Korallenstöcken nachgebildete Riff bewohnen rund 30 Fischarten, darunter auch so bekannte wie Nemo und Dorie, also Clownfische und Paletten-Doktorfische. Dazu kommt noch eine «Putzkolonne» aus Schnecken, Seeigeln, Seesternen und Garnelen. Sie helfen dabei, Algen und Futterreste zu beseitigen.
Im grossen Gezeitenbecken, das den Lebensraum «Mangroven im Indopazifik» zeigt, können Ebbe und Flut sowie Gewitter und tropische Regenschauer simuliert werden. Hier leben unter anderem die Schützenfische, die mit einem präzise platzierten Wasserstrahl Insekten von Ästen oder Blättern «abschiessen», um sie dann an der Wasseroberfläche zu erbeuten.
Plastikmüll bedroht Tiere und Menschen
Das Leitthema «Das grosse Fressen» bezieht sich auf die Nahrungsketten, die das vielschichtige Beziehungsnetz in der Natur durchweben. Es zeigt aber auch, wie der Mensch in natürliche Prozesse eingreift, etwa indem er die Weltmeere leer fischt oder unvorstellbar grosse Mengen von Plastikmüll hinterlässt.
«Wir wollen den Besuchern möglichst realistisch zeigen, was in der Wildnis passiert», erklärte Zoo-Direktor Alex Rübel am Mittwoch vor den Medien. Zu sehen ist daher auch Abfall aus dem Pazifik.
Plastikmüll findet sich selbst in entlegensten Gebieten. So haben Meeresforscher in der Antarktis bei 80 Prozent der Seevögel Plastikmüll im Magen entdeckt. Kleine Teile gelangen in die Nahrungskette und landen auf unseren Tellern.
Kleinste Plastikteilchen gelangen auch jeden Tag im Kanton Zürich durch die Filter der Kläranlagen ins Wasser. Wie viele es sind, können Besucherinnen und Besucher im Aqua-Labor erfahren. Diese Partikel stammen etwa aus Kosmetika oder sie lösen sich beim Waschen von Faserpelzen. Um Abfallprobleme geht es auch in vier Kurzfilmen, die im Kleinkino im Aquarium laufen.
Die Neugestaltung des Aquariums ist für den Zoo eine weitere Etappe auf seinem Weg zum Naturschutzzentrum. Die Besucher sollen nicht nur Tiere anschauen, sondern für die Anliegen des Natur- und Artenschutzes sensibilisiert werden.