Gerade vier Monate gibt es das Projekt Flatterschafft jetzt. Mit 73 Mietern auf sechs Stockwerken geht es in der Soloturnerstrasse 4 gelegentlich schon geschäftig zu.
Gerade vier Monate gibt es das Projekt Flatterschafft jetzt. Das Zwischennutzungsprojekt, das nach den Worten von Philippe Bischof eine «selbstorganisierte, wunderbare Dynamik in die Stadt trägt.», hat sich im Gundeli gut eingerichtet und kocht Kultur.
Mit 73 Mietern auf sechs Stockwerken geht es in der Soloturnerstrasse 4 gelegentlich schon geschäftig zu. Das Zwischennutzungsprojekt war – von einigen Veranstaltungen abgesehen – bisher vor allem mit sich selbst beschäftigt. Das soll sich bald ändern. Für die Organisation zuständig ist unter anderen anderem Steven Schoch, Performancekünstler und Vorstandsmitglied der Flatterschafft, den ich gefragt habe, was in der Flatterschafft so passiert.
Vergangenen Oktober wurde das Zwischennutzungsprojekt Flatterschafft in der Soluturner Strasse eröffnet . Seither hatten die Mieter und Vereinsmitglieder ein bisschen Zeit, sich zu organisieren. Wie läuft es denn im Künstlerhaus?
Ich kann nur sagen: es läuft sehr gut. Wir freuen uns auch sehr, dass unser Projekt so breit anerkannt wird. Wir sind weiter dabei, uns zu organisieren und haben sogar einen Coach engagiert, der uns dabei unter die Arme greift.
Für 2014 hat die Flatterschafft schon viele Pläne gemacht. Wie sehen die aus und was erwartet uns in den nächsten Monaten?
Wir planen für 2014 vier verschiedene Ausstellungen mit einem speziellen neuen Konzept, daneben gibt es verschiedene Kurzveranstaltungen wie zum Beispiel am 7. März zum internationalen Frauentag (der am 8. März stattfindet) und natürlich Konzerte. Das Lokal im Erdgeschoss wird demnächst den Betrieb aufnehmen. Wir planen auch Führungen durchs Haus und regelmässige Selbstvorstellungen der einzelnen Mieter.
«Ausstellungen mit speziellem Konzept» – das klingt ja sehr anspruchsvoll?
Das soll es eigentlich gar nicht sein. Eins unserer Ziele ist es, die aktive Auseinandersetzung mit dem Kunstbetrieb zu fördern. Das wollen wir auch praktisch umsetzen. Einmal damit, dass wir beim Ausstellungsaufbau mitwirken, und wenn möglich auch durch ergänzende eigene Arbeiten das Thema komplettieren oder kontrastieren. Zum zweiten werden wir sogenannte «Shortguests» einladen, die sich als Kritiker betätigen werden. Die Idee ist, zu zeigen, dass man Kunst und ihre Darstellungsform durchaus kritisieren kann. Wir wissen noch nicht, wie genau das funktionieren wird, halten es aber für eine sehr spannende Idee
Demnächst öffnet das Ladenlokal im Erdgeschoss für den Publikumsverkehr?
Genau. Zukünftig heisst es «Warteraum» und wird ab Mitte, Ende Februar zweimal pro Woche geöffnet sein, damit Aussenstehende auch ausserhalb der Veranstaltungen die Möglichkeit haben, mit der Flatterschafft in Kontakt zu treten. Ein öffentliches Lokal können wir aus Bewilligungsgründen leider nicht führen. Der «Warteraum» wird als eine Art Vereinslokal geöffnet, mit einem Mitgliedsbeitrag von 1 bis 2 Franken. Als erste wirkliche Veranstaltung wird dort am 31.01. die Karaoke Night stattfinden.
Das klingt alles sehr strukturiert. Seid ihr nach der etwas chaotischen Anfangszeit jetzt dabei, erwachsen zu werden?
Nein! Das wollen wir auch gar nie sein – die Flatterschafft ist ein wandelbarer Versuch. Unser ganzes Konzept lebt von Dialog und Auseinandersetzung. Verschiedene Menschen, Künstler, Kunstrichtungen, Ideologien, Nationalitäten, Ausrichtungen sollen in der Flatterschafft aufeinandertreffen. Eine endgültige Richtung festlegen wollen und können wir gar nicht. Wir haben auch kein Manifest oder so. Das wäre im Sinne einer sich ständig entwickelnden Künstlergemeinschaft falsch.
Das Flatterschafft-Haus hat 73 Mieter, 15 mehrfach belegte Ateliers und mehrere Proberäume. Wie behält man da als Vorstand den Überblick?
(lacht) Gar nicht. Mit 73 Personen funktioniert das nicht wirklich. Abgesehen von organisatorischen Dingen, die für mich die meiste Zeit in Anspruch nehmen: Wir vom Vorstand sind auch sehr viel Moderatoren und leisten vernetzende Arbeit. Wenn sich jemand nicht einbringt, haben wir als Vorstand unsere Arbeit nicht gemacht.
Aber eine gewisse Kontrolle hat der Vorstand schon?
Wir können Einfluss nehmen auf die Diskussionskultur im Haus und darauf, wer einen Atelierplatz bekommt, wenn einer frei wird. Bei vielen anderen Entscheidungen reden wir mit. Wir wollen hier ja nicht regieren. Natürlich gibt es Sachzwänge, räumlich, zeitlich und finanziell. Abgesehen davon soll jeder möglichst frei sein, seine Utopie an der Welt ausprobieren.
Nach kurzer Zeit ist das Flatterschafft-Haus in Basel bereits als Partylocation bekannt. Die Eröffnungsfeier ist jetzt schon legendär. Wann steigt die nächste Hausparty?
Nach der anstrengenden Umbauphase war es schön, Eröffnung zu feiern. Und feiern gehört natürlich dazu. Wir sind aber keine Unterhaltungsindustrie, sondern ein Ort, an dem Schaffende sich treffen. Wenn wir eine öffentliche Veranstaltung machen, wollen wir – künstlerisch gesehen – auch Mehrwert generieren. Den Flatterbummel wird es aber weiter geben, der nächste findet kurz vor der Sommerpause statt.