Die Schweiz und Thailand wollen ihre Partnerschaft auf ein neues Niveau heben. Das hat die thailändische Premierministerin Yingluck Shinawatra bei ihrem ersten offiziellen Besuch in Bern verkündet. Gelingen soll das unter anderem mit einem EFTA-Freihandelsabkommen.
«Die Weichen sind gestellt zum Ausbau der Beziehungen», sagte Bundespräsident Ueli Maurer am Dienstag an einer gemeinsamen Medienkonferenz auf dem Landgut Lohn in Kehrsatz bei Bern. Zuvor hatte Shinawatra Gespräche geführt mit drei Vertretern der Schweizer Landesregierung.
Neben Maurer wohnten auch Didier Burkhalter, Vizepräsident und Aussenminister, sowie Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann dem Treffen bei. Die Schweiz ist Thailands grösste Handelspartnerin in Europa. Im vergangenen Jahr tauschten die beiden Staaten laut thailändischen Angaben Güter im Wert von über 12 Milliarden Dollar aus.
Die bilateralen Beziehungen reichen zurück ins 19. Jahrhundert und sind von hoher Güte. Sinnbildlich dafür steht Lausanne, wo der thailändische König Bhumibol aufgewachsen ist und studierte.
Mit einem Freihandelsabkommen mit der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) sollen diese bilateralen Beziehungen noch zusätzlich an Dynamik gewinnen, wie Shinawatra sagte. Sie ist seit August 2011 im Amt und seit Juni 2013 Thailands erste Verteidigungsministerin.
Thailand befinde sich «in der letzten Phase des internen Prozesses» mit Blick auf Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EFTA, sagte Shinawatra in Bern: «Das thailändische Parlament wird voraussichtlich in den nächsten Wochen darüber beraten.»
Bereits 2006 liefen Verhandlungen zwischen Thailand und der EFTA. Entsprechend sprach Maurer nun vom «nächsten grossen Schritt»: «Die Schweiz als wichtiges Mitglied der EFTA will dort weiterfahren, wo wir vor Jahren angefangen haben.»
66 Milliarden Dollar Investitionen
Thailand erhofft sich durch das Abkommen einen Anstieg an Investitionen. Die Schweiz wiederum würde damit nicht nur leichter Zugang zum thailändischen Markt erhalten, sondern zur südostasiatischen ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft, die bis 2015 verwirklicht wird.
Als Logistikzentrum des südostasiatischen Raums mit über 600 Millionen Menschen investiert Thailand in den nächsten sechs Jahren 66 Milliarden Dollar in seine Infrastruktur. Damit will es die regionalen Verbindungen verbessern.
Schon heute liefert die Schweiz neben den Exportschlagern Uhren und pharmazeutische Produkte vor allem Maschinen und Präzisionsinstrumente für die verarbeitende Industrie. Über 150 Schweizer Unternehmen sind in Thailand präsent. Diese beschäftigen über 52’000 Arbeitnehmer.
Rund 7000 Schweizer leben im Land, etwa 30’000 Thailänder in der Schweiz. Neben dem Handel ist auch der Tourismus ein wichtiger Aspekt der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Auftakt von Europareise
Bei den laut Maurer «guten Gesprächen» standen neben den wirtschaftlichen Beziehungen und der Entwicklung im Bereich der Ausbildung auch Themen von globaler Bedeutung auf dem Programm, etwa illegale Immigration oder verschiedene Bedrohungen der menschlichen Sicherheit.
Die thailändische Delegation wurde mit militärischen Ehren empfangen. Die Visite in der Schweiz war der Auftakt einer Europareise Shinawatras, die sie anschliessend nach Italien führt.