Das baselstädtische Kulturleitbild soll Basel als „Kulturhauptstadt der Schweiz“ stärken, wie Regierungspräsident Guy Morin am Donnerstag vor den Medien sagte. Das von der Regierung verabschiedete Leitbild beinhaltet eine Bestandesaufnahme sowie Ziele und Massnahmen.
Das Kulturleitbild gilt für 2012 bis 2017. Der Mitte 2010 vorgestellte Entwurf ist nach einem breiten Mitwirkungsverfahren mit über 70 Eingaben und einer Tagung überarbeitet worden. Der Grosse Rat darf es nun zur Kenntnis nehmen. Basis für das Leitbild sind das Kulturförderungsgesetz von 2010 und die Legislaturziele 2009-2013.
Das Kulturleitbild mit sieben Leitsätzen ist das erste umfassende seit über 25 Jahren. Es soll laut Morin Sinn stiften, Vertrauen schaffen und die Kulturförderung transparent machen.
Entwurf überarbeitet
Seit dem Entwurf sei das Leitbild konkretisiert und ergänzt worden, erklärten Morin und sein Kulturchef Philippe Bischof. Ziele seien präzisiert und zum Beispiel die Themen Festivals und Jugendkultur bekamen mehr Raum. Allerdings wurden manche Formulierungen etwas unschärfer, etwa zur künftigen Entwicklung des Kulturbudgets.
Besonders wichtig sind Kulturvermittlung und Qualitätssicherung. „Wir wollen kulturelle Qualität für alle“, sagte Morin, und zwar nicht nur Mainstream. Kriterien zur Qualitäts-Messung sind indes erst noch auszuarbeiten. Von den Kulturschaffenden fordert das Leitbild unter anderem Publikumspflege und Nachfrageorientierung.
Zu „Handlungsfeldern“ umetikettiert wurden die „Baustellen“ des Leitbild-Entwurfs, als wichtigste die Museen und Orchester. So ist aus dem umstrittenen „Haus der Geschichte“ ein „Forum der Geschichte“ geworden; dieses postuliert laut Morin Koordination und Kooperation von fünf Museen und Stellen. Ob dies Mittel freimacht, sei offen.
Museumskonzept bestellt
Als nächsten Schritt kündigte Morin ein umfassendes Museumskonzept an. Dieses soll die Themenabgrenzung überprüfen und auf Projekte und absehbare Möglichkeiten eingehen. Laut Bischof gibt es keine Hinweise auf ein Museen-Überangebot. Bei der klassischen Musik hingegen gebe es sehr viele Anbieter, und vielen gehe es schlecht.
Beim Sinfonieorchester, das gemäss Morin als einziger Klangkörper staatlich getragen werden soll, ist die Reform inzwischen im Gang. Das Auftrags-„Korsett“ etwa mit Oper-Diensten solle nicht die angestrebte „Flexibilisierung“ verhindern. Auch über den starren Musiker-Gesamtarbeitsvertrag wird verhandelt, wie Bischof ergänzte.
In Basel gebe es „nicht zuviel“ Kultur, hielt Morin fest. Doch einige Basler Kulturinstitutionen leiden unter strukturellen Defiziten – der Leistungsauftrag übersteigt die Grundfinanzierung. Einige haben ihre Reserven aufgebraucht. Morin erwartet denn auch „natürliche Bereinigungen“, also dass Anbieter aufgeben werden.
„Crowd funding“-Pilotversuch
Für das unterfinanzierte Theater konnte Morin noch keine Lösung präsentieren; daran arbeite man noch. Als Schweizer Novum kündigte Bischof ferner eine kantonale Plattform für Kultur-„crowd funding“ an, die im Juni aufgeschaltet werden solle. Diese Internetbettelei soll neue private Finanzierungsquellen erschliessen.
Das direkte Kulturbudget von Basel-Stadt beträgt 2012 knapp 120 Millionen Franken. Hinzu kommen gut 3 Millionen der Gemeinden Riehen und Bettingen, rund 10 Millionen für die Denkmalpflege und weitere Beiträge, etwa in Form von Räumlichkeiten sowie rund 3 Mio. Lottogelder – Baselland steuert rund 11 Mio. Franken bei.
2011 machte die baselstädtische Netto-Kulturförderung 4,95 Prozent des gesamten ordentlichen Netto-Aufwands des Stadtkantons aus. Nach Sparten entfielen 42 Prozent der Gelder auf Museen, 29 Prozent auf Theater und Tanz und 14 Prozent auf Musik, bei letzterer vor allem auf das Sinfonieorchester.