Die Waadtländer Kantonshauptstadt will in der Kunstwelt auf ein neues Niveau aufsteigen. Während die Kunstmuseen Zürich und Basel auf Erweiterungsbauten setzen, wird in Lausanne gleich ein neues Museumsviertel gebaut.
Am Dienstag sprach der Grosse Rat die Kredite für die erste Etappe. Das Bauprojekt „Pôle Muséal“ westlich des Bahnhofs Lausanne ist äusserst ambitioniert, drei Museen sollen am gleichen Ort untergebracht werden: Das kantonale Kunstmuseum (Musée cantonal des Beaux-Arts), das Fotomusuem (Musée de l’Elysée) und das Design-Museum (mudac).
Auf dem Gelände einer Lokomotiv-Halle der SBB ist ein 144 Meter langes, 20 Meter breites und 22 Meter hohes Gebäude für das Kunstmuseum geplant. Diese erste Etappe kostet total 83,5 Millionen Franken, wovon 34 Millionen Franken von Privaten beigesteuert werden sollen.
Dieser Betrag ist noch nicht gesichert. Bisher kamen von privaten Spendern rund 26 Millionen Franken zusammen. Das Waadtländer Kantonsparlament bewilligte am Dienstag fast einstimmig mehrere Kredite von insgesamt 43,5 Millionen Franken.
Einzig der Energieverbrauch des Gebäudes führte zu einigen Diskussionen. Später wird ein zweites Gebäude geplant, über dessen Finanzierung später entschieden wird. Die Kosten für das Gesamtprojekt werden auf 183,5 Millionen Franken veranschlagt.
Für das Kunstmuseum bedeutet der Umzug ein „Quantensprung“, wie Direktor Bernard Fibicher auf Anfrage sagt. Seit 1906 befindet sich das Kunstmuseum im Palais de Rumine an der Place de la Riponne im Stadtzentrum von Lausanne.
Neues Haus macht Dauerausstellung möglich
In dem anfangs des 20. Jahrhunderts fertiggestellten Gebäude fehlen dem Museum seit langem die Erweiterungsmöglichkeiten. Auch können die fast 10’000 Werke der Sammlung nur in Wechselausstellungen gezeigt werden.
Künftig gibt es eine Dauerausstellung. Damit kann sich das Kunstmuseum eine eigene Identität schaffen, betont Fibicher. Einer der Schwerpunkte der Dauerausstellung sollen die 54 Vallotton-Bilder des Kunstmuseums sein. Alle zwei Jahre könne zudem „ein grosser Name“ präsentiert werden.
Fibicher betont zudem die einzigartige Spannweite von Fotografie über bildende Kunst bis zum Design. Zudem freut er sich über die modernen Räume. Die Ausstellung mancher Meisterwerke scheitere bisher manchmal wegen der nicht idealen Bedingungen im Palais du Rumine.
Bellerive 2008 versenkt
Lausanne plant nicht zum ersten Mal ein neues Kunstmuseum. Für knapp 70 Millionen Franken sollte direkt am See bei Ouchy ein neuer Bau geschaffen werden. Das Bauprojekt erlitt jedoch Ende 2008 an der Urne Schiffbruch.
Damals stellte sich auch Landschaftsschützer Franz Weber hinter die Gegner. Diesmal ist der bekannte Umweltschützer für das Bauprojekt. Dafür regt sich unter den Anwohnern des Bahnhofs Lausanne Widerstand. So stiess auf Kritik, dass mit der alten Lokomotiv-Halle ein als erhaltenswert eingestuftes Gebäude abgebrochen wird.
Zurzeit ist beim Bundesgericht eine Einsprache gegen den Nutzungsplan hängig. Ein Entscheid wird im August erwartet. Damit zog das „Collectif Gare“ einen Entscheid des Waadtländer Kantonsgerichts weiter, welches die Einsprachen aufgehoben hatte.
Lausanner Stadtpräsident zuversichtlich
Die Anwohner wollen allenfalls ein Referendum gegen den Entscheid des Grossen Rates ergreifen. Auch gegen die noch nicht öffentlich aufgelegte Baubewilligung kann noch Einsprache gemacht werden.
Das beeindruckt den Lausanner Stadtpräsidenten Daniel Brélaz aber nicht. Mit dem heutigen Entscheid sei der Zug aufgegleist, es müsse schon zu einem kapitalen Unfall kommen, damit er nicht in den Bahnhof einfahre, sagte er der Nachrichtenagentur sda. Nach dem fast einstimmigen Entscheid des Parlaments habe es ein Referendum schwer, schätzt Brélaz.