163 Athletinnen und Athleten, so viele wie noch nie, gehen in Sotschi für die Schweiz auf die Jagd nach Olympia-Medaillen. Nach 6 Gold- und 3 Bronzemedaillen in Vancouver liegt die Messlatte hoch.
Die letzten beiden Winterspiele stellen in der jüngeren Vergangenheit von Swiss Olympic Highlights dar. Sechs Mal ertönte in Vancouver an der Siegerehrung die Schweizer Nationalhymne. Nie zuvor, weder 1988 in Calgary (5/5/5) noch 2006 in Turin (5/4/5), waren öfters helvetische Athleten zuoberst auf dem Podium gestanden.
Die «goldene» Bilanz von 2010 zu toppen, wird für das Rekordaufgebot sehr schwierig, aber nicht unmöglich. Gian Gilli, der nach Sotschi abtretende Chef de Mission, spekuliert mit zehn Medaillen. Er sieht bei rund 20 Athleten das Potenzial für eine Top-3-Klassierung. Swiss-Olympic-Präsident Jörg Schild berichtete davon, neulich eine Computerberechnung gesehen zu haben, die aufgrund der bisherigen Saisonresultate in allen Sportarten erstellt wurde. Sie zeigte die Schweiz mit neun Medaillen auf Rang 11. «Dafür würde ich mich bedanken», sagte der Basler.
War es 2010 der Skicross als neue Sportart, so kommen für Sotschi mehrere neue Snowboard- und Ski-Freestyle-Disziplinen dazu. Im Programm der Snowboarder figurieren neu Slopestyle (eine Art Hindernis-Parcours) und der Parallelslalom, in jenem der Freestyler ebenfalls Slopestyle und der Halfpipe-Wettkampf. Dadurch sind an 16 Tagen in Sotschi 98 Medaillensätze zu vergeben. Gerade in den beiden neuen Sparten der Snowboarder besitzt die Schweiz mit Isabel Derungs und Sina Candrian (wenn sie fit wird) sowie der Alpinleaderin Patrizia Kummer drei Trümpfe.
Die Medaillenfavoriten von Gian Gilli
Gemäss dem bisherigen Saisonverlauf würden Topklassierungen der Skifahrer, primär der Frauen und den Männern in Speed-Disziplinen, nicht überraschen. Meistgenannte Kandidatinnen sind Lara Gut und Marianne Kaufmann-Abderhalden, auch Patrick Küng darf nach seinem Sieg am Lauberhorn einiges zugetraut werden. Im nordischen Bereich ruhen die Hoffnungen auf dem zweifachen Doppel-Olympiasieger Simon Ammann und Dario Cologna. Letzterer scheint nach seinen Bänderrissen am rechten oberen Sprunggelenk gerade rechtzeitig in Fahrt zu kommen.
Müsste Gian Gilli auf eine Schweizer Medaille wetten, so würde er sein Geld wohl auf Zweierbob-Favorit Beat Hefti setzen. Er wie auch die beiden Curling-Teams sind valable Kandidaten für einen Podestplatz, ebenso wie Snowboarder Iouri Podladtchikov in der Halfpipe oder die Skicrosser beider Geschlechter. Und Biathletin Selina Gasparin hat mit zwei Saisonsiegen im Sprint bewiesen, dass sie in dieser Disziplin bei optimalem Wettkampfverlauf ebenfalls Medaillenpotenzial hat.
Schweiz in fast jeder Sportart dabei
Die Ausgangslage für die Eishockeyaner präsentiert sich nach dem sensationellen Gewinn von WM-Silber 2013 am Olympiaturnier ungleich schwerer. Im Gegensatz zu den Weltmeisterschaften können die Nationaltrainer diesmal aus dem Vollen schöpfen, sprich praktisch alle NHL-Stars sind aufgeboten. Das Eishockey-Turnier wird in Russland, wo die Sportart einen wichtigen Status hat, zu den Highlights gehören. «Zwischen Rang 3 und dem letzten Rang ist alles möglich», sagte der Schweizer Delegationschef Gilli. Selbiges gilt auch für die Frauen, die zum dritten Mal in Folge dabei sind.
Die Schweiz stellt in Sotschi praktisch in allen Sportarten zumindest eine Teilnehmerin oder einen Teilnehmer. Im Eiskunstlauf klafft seit dem Rücktritt von Stéphane Lambiel eine Lücke, im Shorttrack schaffte José Cavalli die Selektionshürde nicht, ebenso wenig wie der Tessiner Buckelpistenfahrer Marco Tadé. Die junge Eisschnellläuferin Kaitlyn McGregor lief zwar die erforderliche Zeit, erhielt aber keinen Quotenplatz für Sotschi.