Neun Leichen bei Landbesetzer-Camp in Malaysia geborgen

Bei einem Sturm auf ein Camp von philippinischen Landbesetzern in Malaysia sind offenbar mehrere Menschen getötet worden. Allerdings herrscht beim malaysischen Militär Unklarheit über die Folgen der Armee-Aktion.

Ein Philippiner zündet aus Protest gegen die militärischen Luftangriffe eine malaysische Flagge an (Bild: sda)

Bei einem Sturm auf ein Camp von philippinischen Landbesetzern in Malaysia sind offenbar mehrere Menschen getötet worden. Allerdings herrscht beim malaysischen Militär Unklarheit über die Folgen der Armee-Aktion.

Der Verteidigungsminister sprach am Tag nach dem Militärschlag vom Dienstag zunächst von 13 Toten. Der Armeechef widersprach später: Es seien nur neun Leichen geborgen worden.

Bei ihnen handle es sich zudem wohl um Opfer der Feuergefechte vom vergangenen Freitagabend. Verteidigungsminister Ahmad Zahid Hamidi war mit den Bildern von sieben Leichen vor die Presse getreten, um Bilanz zu ziehen.

Das Militär war am Dienstag mit Kampfjets, Raketen und Bomben gegen die Philippiner vorgegangen, die in der Provinz Sabah alte Landrechte geltend machen wollen. „Wir sind dabei, weitere Leichen zu bergen“, sagte er.

Armeechef Zulkifeli Mohd Zin korrigierte die Angaben später. Bei Gefechten seien dort von Freitag bis Sonntag 28 Menschen ums Leben gekommen, darunter acht malaysische Polizisten. Die Philippiner hatten ihre 19 Opfer dort gegraben.

Im Lager hatten sich rund 200 Menschen aufgehalten. Von ihnen fehlte jede Spur. Die Besetzer waren vor drei Wochen aus den benachbarten Philippinen in die ostmalaysische Provinz Sabah gekommen und hatten die Ortschaft Lahad Datu und Umgebung besetzt.

Einst philippinisches Territorium

Sie sind Anhänger des Sultans von Sulu, der Sabah als sein Eigentum betrachtet. Seine Vorfahren hatten das Land vor mehr als 130 Jahren verpachtet. Die britischen Kolonialherren schlugen es später Malaysia zu.

Die Kämpfer seien wohlauf, sagte Fatima Kiram, die Frau des Sultans, am Mittwoch in Manila: „Sie werden nicht aufgeben.“ Die Behörden schliessen nicht aus, dass die Besetzer geflüchtet sind und in der Bevölkerung untertauchen. In Sabah leben rund 800’000 Philippiner, die in den vergangenen Jahrzehnten vor der Gewalt im muslimischen Süden der Philippinen geflüchtet sind.

Rund 280 Menschen, die in der Nähe der Kampfzone lebten, flüchteten seit Dienstag in ihre alte Heimat. „Das war wahrscheinlich erst die erste Welle von Flüchtlingen“, sagte ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde in der philippinischen Provinz Tawi-Tawi. Die philippinische Regierung hat die Besetzer mehrfach gedrängt, ihren Protest aufzugeben.

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