Die „New York Times“ ist nach eigenen Angaben von Hackern angegriffen worden, die möglicherweise in Verbindung mit dem chinesischen Militär stehen. China weist die Vorwürfe als haltlos zurück.
Es seien klare Hinweise Richtung Peking entdeckt worden, erklärte die US-Zeitung und vermutete einen Zusammenhang mit ihrem Bericht über das immense Vermögen der Familie von Chinas Regierungschef Wen Jiabao.
„Chinesische Hacker, die Methoden nutzten, die in der Vergangenheit mit dem chinesischen Militär in Verbindung gebracht wurden, sind in das Times-Netzwerk eingebrochen“, erklärte die Zeitung am Mittwoch.
Nach Ansicht von IT-Experten seien die Angriffe von den selben Universitätscomputern ausgegangen, von dem aus chinesische Militärs in der Vergangenheit Rüstungsfirmen in den USA angegriffen hätten. Die Hacker hätten in den vergangenen vier Monaten unter anderem Passwörter von Journalisten abgegriffen.
Den Erkenntnissen der IT-Experten zufolge konzentrierten sich die Hacker auf den Shanghaier „NYT“-Bürochef David Barboza und seinen E-Mail-Account. Dieser hatte in der Zeitung im Oktober über den immensen Reichtum der Familie von Wen Jiabao berichtet.
Überhaupt hätten die Hacker offenbar nur nach Informationen im Zusammenhang mit dem Wen-Bericht gesucht, erklärte die Zeitung. Nutzerdaten beispielsweise seien nicht abgezogen worden.
Vorwürfe zurückgewiesen
Die chinesische Regierung wies die Vorwürfe zurück. Die Anschuldigungen seien „haltlos“, sagte Aussenamtssprecher Hong Lei in Peking. „Ohne harte Beweise zu sagen, dass China an derartigen Hackerangriffen teilnimmt, ist völlig verantwortungslos.“ Ähnlich äusserte sich das Verteidigungsministerium, das unterstrich: „Das Militär hat niemals irgendwelche Hackerangriffe unterstützt.“
Die „NYT“ hatte Ende Oktober berichtet, die Familie von Wen habe während seiner Amtszeit riesige Vermögen angehäuft. Dem Bericht zufolge besitzt die Familie Beteiligungen in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar an Firmen im Banken-, Tourismus- und Telekommunikationssektor.
Die Zeitung berief sich auf eine Auswertung von Unternehmens- und Börsenmitteilungen zwischen 1992 und 2012. Dem Bericht zufolge verfügt Wen selbst über keine Beteiligungen, genannt wurden aber unter anderem seine Mutter, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter.