Die israelische Menschenrechtsorganisation Betselem hat Israel Verstösse im Gaza-Krieg gegen das humanitäre Völkerrecht vorgeworfen. «Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit» seien mehr als 70 Prozent der Getöteten Zivilisten gewesen.
Für den 49-seitigen Bericht sammelte Betselem Daten und Zeugenaussagen zu 70 Angriffen der Armee, bei denen 606 Personen getötet wurden.
Ein Grund für die hohe Zahl ziviler Opfer sei, dass Israel Dutzende Häuser von Mitgliedern der radikalislamischen Hamas und anderer militanter Organisationen angegriffen habe.
Israel bezeichnete die Ziele als militärisch legitim. Betselem argumentiert, Israel habe die Häuser nicht angegriffen, weil sie militärisch genutzt wurden, sondern schlicht, weil eine bestimmte Person dort gelebt habe.
Viele Angriffe seien unverhältnismässig zum militärischen Vorteil Israels gewesen. Warnungen an Zivilisten, die sich in den Häusern befanden, seien nicht effektiv gewesen: Manchmal hätten die Bewohner schlicht zu wenig Zeit gehabt, um das Haus zu verlassen.
Betselem stellt in dem Bericht auch fest, dass die Hamas aus zivilen Wohngebieten angegriffen und ebenfalls das humanitäre Völkerrecht verletzt habe. Das Argument, die Hamas sei deshalb für die Toten in Gaza verantwortlich, sei jedoch «inakzeptabel».
Im Verlauf der 50-tägigen Boden- und Luftoffensive töteten die israelischen Streitkräfte fast 2200 Palästinenser, rund 70 Prozent der Opfer waren nach UNO-Angaben Zivilisten; auf israelischer Seite wurden 67 Soldaten und sechs Zivilisten getötet.