Das japanische Studio Ghibli ist weltberühmt für seine fantastischen Animationsfilme. Unter der Leitung von Hayao Miyazaki erschienen unzählige Meisterwerke – jetzt ist ein grossartiges Rollenspiel erschienen…
Das japanische Studio Ghibli ist weltberühmt für seine fantastischen Animationsfilme. Unter der Leitung von Hayao Miyazaki erschienen unzählige Meisterwerke wie Castle in the Sky (1986), Princess Mononoke (1997) oder Spirited Away (2001), welcher auch einen Oscar als bester Animationsfilm erhielt.
Abgesehen von einem weitgehend unbekannten PlayStation 2 Game namens Magic Pengel und einem Rollenspiel namens Jade Cocoon hielt sich das legendäre Studio von Videospielen fern. Elf Jahre später erscheint nun in Zusammenarbeit mit den Rollen- und Abenteuerspiel-Spezialisten Level-5 (White Knight Chronicles, Professor Layton Spiele) das Fantasy-Rollenspiel NI NO KUNI (übersetzt: Zweites Land).
Der kleine Oliver lebt mit seiner Mutter Alicia in der Stadt Motorville. Als er bei einem Unfall fast ertrinkt, rettet ihn seine Mutter. Doch die Rettung fordert ihren Tribut: Alicia stirbt an einem Herzinfarkt. Oliver’s Tränen erwecken seine Puppe zum Leben, die zur männlichen Fee Drippy wird. Drippy übergibt Oliver ein magisches Buch, welches den Zugang in eine geheime Welt namens „Ni No Kuni“ ermöglicht. In dieser Welt kann Oliver das gebrochene Herz seiner Mutter finden und sie somit wieder zum Leben erwecken. Auf seiner Reise trifft er unzählige zauberhafte Wesen, die sich bei genauerem Hinsehen als alternative Versionen von Personen entpuppen, die Oliver aus der realen Welt kennt.
Wer schon einmal einen Studio Ghibli Spielfilm gesehen hat, wird auch in NI NO KUNI viele Elemente wieder entdecken, welche sich wie ein roter Faden durch alle Werke der Animationsmeister ziehen: Die Existenz einer Parallelwelt beispielsweise oder auch die im Fokus der Geschichte stehende Eltern-Kind-Beziehung. Anders als in den meisten Rollenspielen erlebt man in NI NO KUNI eine sehr persönliche Geschichte. Sicherlich wird auch hier eine Welt gerettet, doch schliesslich geht es um einen Sohn, der seine Mutter retten möchte. Das ist aussergewöhnlich, berührend und sehr schön.
Die Grafik ist auf einem den Animationsfilmen beinahe das Wasser reichenden Niveau. Die Übergänge zwischen den Animationssequenzen, welche die Story weiter erzählen und dem effektiven Spiel sind zwar spürbar, doch reissen sie einen nie aus dem Spielerlebnis. Die Musik ist schlicht grandios. Joe Hisaishi ist der „Hauskomponist“ des Studio Ghibli und hat für NI NO KUNI einen Soundtrack geschrieben, der als CD dem Spiel beigelegt werden sollte. Die Musik wurde vom Tokyo Philarmonic Orchestra eingespielt und ich wünschte mir, es gäbe im KKL bald eine Video Game Symphony Session, an der man ebendiesen Soundtrack live erleben könnte.
Das Spiel selbst beinhaltet zahlreiche aus anderen Genrevertretern bekannte Elemente: Rundenbasierte Kämpfe, Zaubersprüche und verteilbare Erfahrungspunkte beispielsweise. Die Kämpfe ähneln nicht selten Pokemon-Duellen. Auch sonst ist die Spielmechanik durchaus konventionell: Bereisbare Weltkarte, Dungeons, Zwischen- und Endgegner und und und. Es sind nicht diese Bestandteile, die NI NO KUNI zu einem Meisterwerk machen, sondern die künstlerische Vision.
Die Spielzeit ist mit 40-60 Stunden lang, aber nicht untypisch für ein japanisches Rollenspiel. Das ist eine ganze Menge Spielzeit fürs Geld. Kombiniert mit der tollen künstlerischen Umsetzung und der schönen Geschichte ist NI NO KUNI ein absolutes Must Have für alle Spielefreunde und natürlich alle Fans des Studio Ghibli.
Das Cover
Titel: Ni No Kuni, Spieler: 1, Plattform: PS3, Preis: ca. 69 Franken