Dass die New Jersey Devils Nico Hischier in der Nacht auf Samstag als Nummer 1 drafteten, kommt nicht von ungefähr. Der 18-jährige Walliser wuchs in einem optimalen Umfeld auf.
Das Talent ist Hischier sozusagen in die Wiege gelegt worden. Mutter Katja ist Sportlehrerin und ehemalige Schwimmerin, Vater Rino war NLB-Fussballer und arbeitete als Instruktor für den Schweizerischen Fussballverband. Zudem spielt der vier Jahre ältere Bruder Luca ebenfalls Eishockey – er gewann in diesem Jahr mit dem SC Bern zum zweiten Mal in Folge den Meistertitel. Und auch die zwei Jahre ältere Schwester Nina ist sportlich.
«Alles, was mit Bewegung zu tun hatte, faszinierte ihn», erzählte die Mutter. «Er konnte früh laufen, wollte sofort springen und ist überall hinaufgeklettert.» Aber vor allem eiferte er den Geschwistern nach und dies äusserst zielorientiert. «Er war schon immer sehr ehrgeizig», so Bruder Luca. «Er hörte nie auf, etwas zu machen, bis er es konnte.» Vater Rino ergänzte: «Er hatte nie Angst. Wenn er etwas machen wollte, ging er drauflos. Wir mussten ihn nie antreiben. Es kam alles aus eigenem Antrieb, Spass und Interesse.»
Insofern wuchs Nico Hischier sehr polysportiv auf. Neben dem Eishockey spielte er Fussball und Tennis, er ging ins Kunstturnen, machte Judo und Pilates. Im Winter standen auch Skifahren und Snowboarden auf dem Programm. Die Eltern liessen ihren Kindern alle Freiheiten, nach dem Motto: «Du kannst dich nicht zu viel bewegen.» Dementsprechend gut ausgebildet sind die koordinativen Fähigkeiten von Nico, welche die Basis sämtlicher Bewegungen sind. Insofern erstaunt es nicht, dass er sehr schnell lernte. Zudem besitzt er eine hervorragende Aufnahmefähigkeit.
Gesunder Konkurrenzkampf mit dem Bruder
Einen grossen Stellenwert auf dem Weg zum Nummer-1-Draft nahm Bruder Luca ein. Die beiden unternahmen viel gemeinsam, wobei ein gesunder Konkurrenzkampf zwischen ihnen herrschte. Beispielsweise schossen sie mit richtigen Pucks unzählige Male auf eine Torwand in der Tiefgarage. Zwar wurde Nico jeweils hässig, wenn er verlor, was aufgrund des Altersunterschieds oft der Fall war, gross gestritten haben sie aber nie. «Er ist für mich wie ein guter Kollege», sagte Luca.
Ohnehin ist Nico jemand, bei dem es schwierig ist, ihn nicht zu mögen, da er sehr authentisch rüberkommt. Luca findet es beeindruckend, wie er mit dem ganzen Rummel umgeht. «Er verstellt sich nicht, er ist so, wie er früher war», sagte er. Für Schwester Nina ist er «ein gelassener und lockerer Typ.»
Die Bodenständigkeit kommt angesichts der Eltern nicht von ungefähr. Auf die Frage, ob sie einen grossen Stolz auf Nico verspüren würden, antwortete der Vater: «Grundsätzlich haben wir Freude und Spass, dass es den Kindern gut geht. Es ist mehr eine Genugtuung. Andere Eltern können auf ihre Kinder ebenfalls stolz sein, das muss nicht ein Draft sein.»
Dass Nico Hischier in der Nacht auf Samstag Schweizer Sportgeschichte schrieb, hat zum grossen Teil mit dem letztjährigen Wechsel vom SC Bern, wo ihm eine gute Rolle versprochen wurde, zum Juniorenteam Halifax Mooseheads zu tun – ein durchaus mutiger Entscheid. «Er ist ein Abenteurer», so Mutter Katja. Es sei für sie allerdings nicht einfach gewesen. «Es war traurig. Das ist aber ein Prozess, den alle Eltern erleben. Ein Kind ist kein Besitz, sondern ein Geschenk. Man muss sie gehen lassen.» Die Reise dürfte für Nico Hischier noch lange nicht zu Ende sein. Der Grundstein für eine grossartige Karriere in der NHL ist jedenfalls gelegt.