Schnee ist, wenn er dann mal fällt, super. Aber leider auch kalt. Doch kalte Hände bei einer Schneeballschlacht müssen dank der Spielsachen-Industrie nicht sein: Nun gibt es den Schneeball-Former. Endlich.
Kürzlich sah ich einen Knaben mit einer Schneeballmaschine. Das ist so eine Plastikzange mit einem Schöpfer, wir kennen das eigentlich aus dem Sommer vom Glace-Portionierer. Mit der Winter-Edition kann man Schneebälle machen, ohne den Schnee mit den Händen berühren zu müssen. Der Knabe, den ich beim Schneeball-Formen beobachten konnte, schien mit dem Gerät einigermassen umgehen zu können. Er formte Schneebälle. Allerdings sass er allein da, weit und breit niemand für eine Schlacht.
Die Dinger, das ergab eine kurze Internet-Recherche, tragen Namen wie «Snowballer – die Schneeballmaschine für den perfekten Winterspass» oder, etwas weniger schillernd, aber wohl schon um einiges treffender, «Schneeballzange».
Gemäss Anbietern sollen die Plastikzangen gegenüber dem Einsatz behandschuhter Hände grosse Vorteile haben:
- Kalte Hände sind Schnee von gestern.
- Angeblich soll man bis zu 60 Schneebälle pro Minute machen können. (Allerdings lässt eine von drei Kundenrezensionen daran Zweifel aufkommen: «Schneebälle lassen sich sehr schwierig machen, mit der Hand ist man schneller… Nicht wirklich sinnvoll. Mein Sohn verwendet ihn als Autotrage, Kopfhörer usw. Erfüllt bei uns nicht ganz seinen Zweck.» Tja, was soll man heute noch glauben.)
Da liegt noch mehr drin
Ich fragte also in die Runde der Redaktion: «Hat jemand Erfahrung mit diesen Schneeballmaschinen?»
Der liebe Chef murmelte irgendetwas. Ich fragte nach: «Was, du hast so eine Schneeballmaschine?» Er antwortete: «Also meinst du jetzt, ich sei so eine Pussy*,**, die für eine Schneeballschlacht eine Maschine braucht?»
Hier musste die Recherche auch schon ihr Ende finden, denn auch sonst hatte niemand Erfahrungen mit den Geräten. Ein bisschen weiterspinnen über solche Erfindungen ist aber trotzdem nicht verboten.
Wenn nun alle Kinder ihre Schneebälle mit diesen «Snowballern» formen, dann liegt der nächste Schritt ja auf der Hand – oder eben gerade nicht: Welches moderne Kind will sich schon für die Schneeballschlacht selbst die Hände kühl machen? Und siehe da: Auch hier hat die Spielzeugindustrie schon vorgesorgt. Mit der «Schneeball-Kanone Arctic Force Solo» oder gar der Schneeball-Armbrust «Crossbow Artic Force» kann man den Schneeballschlachtgegnern die vorgeformten Kugeln per Wurfmaschine um die Ohren knallen.
Der dritte und letzte Schritt, der ist wohl nicht mehr weit: Warum draussen im Schnee sitzen für die Schneeballschlacht? Ist doch mühsam, weil kalt. Bestimmt basteln findige Spielzeugentwickler bereits an der automatischen Schneeballzange mit Kanonenfunktion, vollständig per Smartphone steuerbar (oder vollautomatisch im Einsatz). Dann lässt sich so eine Schneeballschlacht endlich gemütlich von der warmen Stube aus erledigen.
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* Falls Sie sich über den Gebrauch des Wortes «Pussy» in diesem Zusammenhang wundern: Sie haben recht, eine Memme «Pussy» zu nennen, widerspricht jeglicher Logik. Schliesslich leisten weibliche Geschlechtsorgane so krasse Sachen wie das Gebären.
** Der Chef möchte an dieser Stelle anmerken, dass er eigentlich mitteilen wollte, er sei kein kleines, flauschiges Kätzchen, sondern halt ein richtiger Kerl, und die Buebe laufen bekanntlich gschwind, wenns kalt ist, und formen ihre (grossen – ich schwöre, sie sind gross) Schneebälle mit ihren nackten, grossen (riesig, wirklich riesigen) Händen. Äh, vergessen Sies, da komme ich nicht mehr raus. Wobei der Chef hier noch festhalten möchte, dass «Memme» von «Mutterbrust» stammt. Ein Eigen-Schneeball-Treffer, 1:1.
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