Der niederländische Prinz Friso ist am Montag gestorben – knapp 18 Monate nach einem Lawinenunglück beim Skifahren in Österreich. Er hatte seitdem im Koma gelegen. Er wurde 44 Jahre alt.
Der jüngere Bruder von König Willem-Alexander erlag den Hirnschädigungen, die er bei dem Unfall in Lech erlitten hatte, wie der Hof mitteilte.
Am 17. Februar 2012 war der sehr sportliche Prinz wie jedes Jahr mit der königlichen Familie zum Wintersport im österreichischen Lech. Wie so oft ging Friso mit einem Freund Skifahren. Trotz erhöhter Lawinengefahr verliessen sie die Piste. Wenig später hatte eine Lawine den Prinzen verschüttet.
25 Minuten unter Schnee
Erst 25 Minuten später konnte er aus den Schneemassen befreit werden – zu spät. Sein Leben konnte zwar gerettet werden. Doch die Ärzte im Landeskrankenhaus in Innsbruck stellten fest, dass er unwiederbringliche Hirnschäden erlitten hatte. Im Wellington-Krankenhaus an seinen Wohnort London versuchten daraufhin Spezialisten, seinen Zustand zu verbessern.
Die königliche Familie war zutiefst erschüttert. Ergriffen und voller Mitgefühl sahen die Niederländer, wie sehr Frisos Frau, Prinzessin Mabel, und seine Mutter Beatrix vom tragischen Unglück gezeichnet waren. Liebevoll kümmerten sich Frisos älterer Bruder, der jetzige König Willem-Alexander und seine Frau Máxima um Mabel und die beiden kleinen Gräfinnen Luana und Zaria. Beatrix reiste fast jedes Wochenende zu ihrem Sohn nach London.
Trügerische Hoffnung
Im November 2012 flackerte Hoffnung auf. Beim Prinzen gebe es «Zeichen von geringem Bewusstsein», teilte der Hof mit. Friso reagierte auf äussere Reize. Doch die Hoffnung war trügerisch.
Im Juli 2013 kehrte Friso in sein Elternhaus zurück, einige Wochen nachdem seine Mutter als Königin abgedankt hatte und sein Bruder Willem-Alexander am 30. April König geworden war. Doch dass Friso jemals wieder aus dem Koma aufwachen würde, schlossen die Ärzte aus.
Man könne nun nichts mehr tun, als ihn «liebevoll versorgen», sagte ein Neurologe. Spezialisten versorgten den 44-Jährigen in Huis ten Bosch, dem Palast seiner Mutter in Den Haag.
Dort starb er am Montag, nur einen Tag, nachdem seine Frau Mabel 45 Jahre alt geworden ist. Ihren Geburtstag hatte sie im Beisein ihres Mannes und der beiden acht- und siebenjährigen Töchter Luana und Zaria gefeiert.
Die königliche Familie dankte in einer Mitteilung allen, die ihn versorgt hatten, «für die ausgezeichnete und hingebungsvolle Versorgung». König Willem-Alexander und seine Frau, Königin Máxima brachen ihren Urlaub in Griechenland ab. Auch der dritte Sohn von Beatrix, Prinz Constantijn, wurde in Den Haag erwartet.
«Unglaublich traurig»
Der Tod des Prinzen hat die Niederlande erschüttert. Radio und Fernsehen unterbrachen ihr Programm. Politiker sprachen der Familie ihr tiefes Mitgefühl aus. Ministerpräsident Mark Rutte nannte den Tod «unglaublich traurig». Tausende Bürger zeigten ihr Beileid in Kondolenzregistern im Internet.
Prinz Friso wollte am liebsten anonym sein. Doch der Prinz machte Schlagzeilen bis zu seinem tragischen Tod.
Prinz Friso wollte nie König werden. «Von mir aus kann man Alex zusammenschlagen, aber nicht totschlagen», hatte er als Kind einmal gewitzelt. «Denn dann muss ich König werden.» Der Bruder des niederländischen Königs Willem-Alexander galt als freundlich, aber scheu.
Der zweite Sohn von Prinzessin Beatrix galt als sehr intelligent. Er schloss drei Studien erfolgreich ab: Ingenieur, Luft- und Raumfahrttechnologie sowie Betriebswirtschaft. Schnell machte er Karriere unter anderem bei der Bank Goldman Sachs in London und dem niederländischen Forschungsinstitut TNO in Delft. Zuletzt war Friso Finanzchef der internationalen Atomfirma URENCO in London.
Weil man den jungen Mann mit dem freundlichen Lachen nie mit einer Freundin sah, kamen Gerüchte auf, dass er homosexuell sei. Friso liess daraufhin 2001 offiziell erklären, dass er heterosexuell sei. Und kurze Zeit später tauchte erstmals eine junge Frau an seiner Seite auf: Mabel Wisse Smit.
Doch die Verlobung mit der Bürgerlichen löste einen Skandal aus. Denn Mabel hatte verschwiegen, dass sie Jahre zuvor mit einem berüchtigten Drogenboss liiert war. Unter starkem politischen Druck verzichtete Friso darauf, das Parlament offiziell um Zustimmung zur Hochzeit zu bitten und verlor so seinen Platz in der Thronfolge.
Das Paar gab sich 2004 in Delft das Jawort und bekam zwei Töchter: Luana und Zaria.