Nigerianischer Diktatorensohn erscheint nicht vor Genfer Gericht

Abba Abacha, Sohn des verstorbenen nigerianischen Diktators Sani Abacha, ist zur Prozesseröffnung in Genf nicht erschienen – wegen eines mutmasslichen Autounfalls. Abacha wird die Beteiligung an einer kriminellen Organisation vorgeworfen, die in den 90er-Jahren Nigerias Staatskasse plünderte.

Blick in einen Gerichtssaal: Der Angeklagte Abba Abacha erschien nicht (Symbolbild) (Bild: sda)

Abba Abacha, Sohn des verstorbenen nigerianischen Diktators Sani Abacha, ist zur Prozesseröffnung in Genf nicht erschienen – wegen eines mutmasslichen Autounfalls. Abacha wird die Beteiligung an einer kriminellen Organisation vorgeworfen, die in den 90er-Jahren Nigerias Staatskasse plünderte.

Es gebe einen Unfallbericht der Polizei und ein ärztliches Attest, die zeigten, dass Abba Abacha bei einem Autounfall am letzten Donnerstag einen Schlag in den Nacken sowie eine Gehirnerschütterung erlitten habe. Dies sagte sein Anwalt Christian Lüscher vor dem Polizeigericht in Genf. Lüscher verlangte deshalb eine Aufschiebung oder eine Sistierung des Prozesses, bis Abacha in der Lage ist, nach Genf zu reisen.

„Mein Mandant will selber vor Gericht erscheinen, er will nicht vertreten werden“, sagte Lüscher. Die reservierten Hotelzimmer seien bereits bezahlt, und das Flugticket sei gekauft. Sein Klient habe sich den Zeitpunkt des Autounfalls schliesslich nicht ausgesucht.

Dieser Zufall stimme einen nachdenklich, erwiderte Staatsanwalt Dario Zanni. Die Anwälte von Nigeria, das als Kläger auftritt, stiessen ins gleiche Horn: „Das ist eine Maskarade“, sagte Anwalt Enrico Monfrini und verlangte eine Untersuchung des angeblichen Unfalls.

Das Genfer Polizeigericht wird voraussichtlich noch am späten Mittwochnachmittag entscheiden, wie es weiter gehen soll.

Schon einmal verurteilt

Bereits in einem ersten Prozess 2010 hatte ein Gericht in Genf den Diktatorensohn in Abwesenheit verurteilt: wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation zu einer bedingten Gefängnisstrafe von 24 Monaten.

Ausserdem ordneten die Richter an, Guthaben in der Höhe von über 350 Millionen Dollar auf Konten in Luxemburg und auf den Bahamas zu konfiszieren. Abba Abacha war dem Prozess ferngeblieben, weil er angeblich kein Visum erhalten hatte. Das Bundesgericht entschied dann allerdings im September 2011, dass der Prozess neu aufgerollt werden muss.

Dem 43-jährigen Abacha wird angelastet, zusammen mit seiner Familie zwischen zwischen 1994 und 1998 die Staatskasse Nigerias geplündert zu haben.

Dabei soll es sich um geschätzte 2,2 Milliarden Dollar handeln, wovon über 700 Millionen Dollar auf Konten in der Schweiz landeten. Abba Abacha bestritt von Anfang an alle Anschuldigungen kategorisch.

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