Neil Young hat am Dienstagabend mit einem dreistündigen Konzert die Zuschauer am Montreux Jazz Festival begeistert. Der 70-jährige Kanadier spielte aus seinem gesamten Repertoire der vergangenen Jahrzehnte.
Bevor die Rocklegende um 20.15 Uhr die Bühne betrat, wurde dort zunächst ausgesät – eine Referenz an sein 2015 veröffentlichtes Album «Monsanto Years», das sich gegen Gentechnik in der Landwirtschaft richtet.
Wie immer betrat Neil Young die Bühne mit schwarzem Hut, dazu ein offenes kariertes Hemd, das den Schriftzug «Soil» (Erde) auf dem T-Shirt darunter preisgab. Unter der Hutkrempe liess sich sein mittlerweile ergrauter Backenbart erahnen.
Ohne Begrüssung setzte sich Neil Young sogleich ans Klavier, um «After the Gold Rush» vorzutragen. Und mit dem ersten Griff an die Gitarre erlöste er das Publikum bereits mit seinem grössten Hit: Der Ballade «Heart of Gold» – Begeisterung im vollbesetzten Auditorium Stravinski in Montreux.
Während der ersten Lieder kamen mit Gasmasken und Schutzanzügen versehene Froschmänner vorbei, welche die Bühne mit ihren Sprühgeräten einnebelten. Erst gegen 21 Uhr griff Young zum ersten Mal zur E-Gitarre, nun mit der Band Promise of the Real.
Söhne von Willie Nelson in der Band
Dieser gehören die beiden Söhne der Country-Legende Willie Nelson an, Micah und Lukas Nelson. Obwohl noch jung, spielten sie mit Neil Young aus dessen vollem Repertoire von rund 35 Alben seit Karrierebeginn 1966.
So wie das Montreux Jazz Festival seine 50. Ausgabe feiert, so blickte Young zunächst zurück und spielte sich durch die Jahrzehnte, begonnen bei Hits wie «Alabama» von seinem bis heute meistverkauften Album «Harvest» von 1972.
Kirschen fürs Publikum
Nach einer Stunde benötigte auch der lebhafte Senior eine kurze Erfrischung und fand es «einen Luxus, in der Schweiz zu spielen», wie er ins Mikrofon sagte. Dann ass er aus einer Holzschale Kirschen und warf einige davon den Zuschauern in der vordersten Reihe zu.
Zum reden mit dem Publikum fand er ansonsten keine Zeit. Stattdessen lancierte er Hit um Hit, meistens noch bevor der Applaus des Publikums verhallte.
Weiter ging es mit solidem Rock bis zu «Love to Burn» vom Album «Ragged Glory» aus den 1990er-Jahren, zu dem er erstmals zu einem langen Solo ansetzte und das Lied auf über zehn Minuten Länge ausdehnte.
«Cinnamon Girl» als Zugabe
Erst nach zwei Stunden Konzert kehrte er mit dem Song «Vampire Blues» zum Thema des Monsanto-Albums zurück: «I’m a vampire, babe, suckin‘ blood from the earth.» Von der 2015 erschienen Platte gab er «Monsanto Years» und «Wolf Moon» zum Besten.
Das eigentliche Konzert endete mit «Rockin‘ in the Free World» wiederum mit einem Lied aus den 1990er-Jahren. Nach dem Abgang von Neil Young und seiner Band applaudierte das Publikum minutenlang und wurde mit dem Welthit «Cinnamon Girl» belohnt.
Erst Ende Juni hat Neil Young Ende sein Album namens «Earth» veröffentlicht. Dafür ergänzte er Live-Aufnahmen von Konzerten mit Tierstimmen, Naturklängen und Alltagsgeräuschen. Ob auf der Bühne oder im Studio: Neil Young ist nimmermüde.