Nix geht übers Vakuumieren!

Es lädt ein bisschen auch zum Spielen ein, so ein Kammervakuumiergerät. Schliesslich lässt sich damit alles vakuumieren, vom Handy bis zur Schraube. Und Lebensmittel lassen sich länger haltbar machen. Vor allem aber ist es super, weil man damit lecker kochen kann!

Es lädt ein bisschen auch zum Spielen ein, so ein Kammervakuumiergerät. Schliesslich lässt sich damit alles vakuumieren, vom Handy bis zur Schraube. Und Lebensmittel lassen sich länger haltbar machen. Vor allem aber ist es super, weil man damit lecker kochen kann!

Als Food Waste bezeichnet der gleichnamige Verein «Lebensmittel, die für den menschlichen Konsum produziert wurden und auf dem Weg vom Feld bis zum Teller verloren gehen oder weggeworfen werden.» Deren Menge ist erschreckend: 300 Kilogramm pro Person werden jedes Jahr verschwendet. Dies kann man mit einfachen Mitteln vermindern, zum Beispiel indem man kleinere Mengen kocht und serviert. Es gibt aber auch elaboriertere Wege. Dazu gehört das Vakuumiergerät.

Deren Prinzip ist simpel: Mittels Umkehrpumpe wird einem Behälter oder Beutel die Luft entzogen. Sogenannte Balkenvakuumiergeräte sind im Elektrodiscounter für unter 100 Franken zu haben. Diese Geräte haben aber gewichtige Nachteile: Die Beutel sind ziemlich teuer (50 Beutel kosten etwa 25 Franken) und das Vakuumieren von Flüssigkeiten ist nicht möglich. Wer nachhaltig und langfristig investieren will, der kauft sich deshalb ein Kammervakuumiergerät.

Supersach – Was ist das?
Supersach ist die TagesWoche-Rubrik für Dinge, die die Welt nicht braucht, und Sachen, die man haben muss.

In einem Kammervakuumiergerät wird (nomen est omen) nicht dem Beutel die Luft entzogen, sondern einer Kammer. Dann wird der Beutel verschweisst und der Deckel geöffnet. Mit dieser Technik ist auch das Vakuumieren von Flüssigkeiten möglich. Zudem werden mit diesen Geräten ganze 99 Prozent der Luft aus der Kammer gesogen! Entsprechend sind einmal vakuumierte Lebensmittel erheblich länger haltbar.

Zum Beweis hier einige Beispiele im Vergleich:

  • Brot (bei Raumtemperatur)
    Nicht vakuumiert: 2–3 Tage
    Vakuumiert: 6–8 Tage
  • Rindfleisch (im Kühlschrank)
    Nicht vakuumiert: 2–3 Tage
    Vakuumiert: 1 Monat
  • Gemüse (im Kühlschrank)
    Nicht vakuumiert: bis zu 5 Tage
    Vakuumiert: bis zu 3 Wochen
  • Hartkäse
    Nicht vakuumiert: 2–3 Wochen
    Vakuumiert: 6–9 Wochen
  • und Wein (vielleicht nicht unbedingt der Romanée Conti)
    Nicht vakuumiert: bis zu 3 Tage
    Vakuumiert: bis zu 3 Wochen

«Papa, das ist das beste Rührei auf der ganzen Welt»

Wenn nun also die Lebensmittel länger haltbar gemacht werden, kann man länger leckere Sachen damit kochen und muss weniger wegschmeissen. Allein deswegen ist so ein Vakuumiergerät ja schon eine Supersache. Für Hobbyköche ist es aber eine Megasache!

Ein Vakuumiergerät ist nämlich auch die Grundlage für fantastische Sous-Vide-Gerichte. In kochbaren Beuteln vakuumiert man diverse Köstlichkeiten (idealerweise unter Beigabe von etwas Butter, Öl und nach Wunsch Gewürzen) und kocht sie dann im Wasserbad (daher der Name Sous-Vide) bei gleichbleibend moderater Temperatur über lange Zeit.

Es klingt absurd, aber wer einmal ein Rührei oder ein Onsen-Ei «sous-vide» gegessen hat, will nie mehr etwas anderes. Das Verdikt meiner Tochter: «Papa, das ist das beste Rührei auf der ganzen Welt.»

Überhaupt kann man auf diese Art auch anderes zaubern. Und dafür braucht man nicht einmal die teuersten Zutaten: Gerade günstiges Fleisch wird um Meilen besser, wenn man es «sous-vide» zubereitet. Das liegt daran, dass gewisse chemische Prozesse dafür sorgen, dass sich Kollagen auflöst und das Fleisch zarter macht. Und weil das Ganze in einem Vakuumbeutel stattfindet, kann auch kein Flüssigkeitsverlust auftreten. Das Fleisch bleibt stets saftig.

Ab in die Hülle, Handy!

Wer weniger kochinteressiert und dafür eher handwerklich orientiert ist, wird an einem Vakuumiergerät ebenfalls seine Freude haben. Kleine Gegenstände wie Schrauben und dergleichen lassen sich nämlich prima geschützt und platzsparend aufbewahren, wenn man sie zuvor vakuumiert hat. Oder wenn man einen Riverrafting-Ausflug plant, kann man das Mobiltelefon wasserdicht verpacken … Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt!

Abschliessend noch ein Wort zum Preis: Das hier vorgestellte Gerät stammt aus rein schweizerischer Produktion der sympathischen * Firma Erme. Der Preis ist mit fast 2000 Franken aber nicht gerade im Schnäppchensegment angesiedelt (1000 Beutel kosten dafür «nur» rund 60 Franken).

Trotzdem: Aus unserem Haushalt ist das Vakuumiergerät nicht mehr wegzudenken und von allen Familienmitgliedern zur unbestrittenen «Supersach» erkoren worden.

* Diese Aussage beruht auf der Tatsache, dass ich das Gerät persönlich beim Firmeninhaber abgeholt habe und äusserst freundlich beraten wurde. Dieser Artikel ist aber nicht etwa von der Firma Erme finanziert oder dergleichen.

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