Nice verspielt in Paris zwar eine 2:0-Führung, bleibt aber dank dem bemerkenswerten 2:2 gegen den Serienmeister PSG zwei Spieltage vor dem Ende der Vorrunde Leader der Ligue 1.
Der Plan Favres ging während der ersten Hälfte zu 100 Prozent auf. Überaus effizient und in der Abwehr einigermassen standhaft, so in etwa verschaffte sich der OGC Nice einen überraschenden 2:0-Vorteil. Dann aber reagierte primär einer der Pariser Tenöre mit der ihm eigenen Vehemenz: Edinson Cavani, die unumstrittene Nummer 1 der Stürmer in der Ligue 1, lotste das Schwergewicht solo aus der Bredouille.
Das Comeback des zeitweise angezählten Champions hatte ausgerechnet der zu Beginn überzeugende Keeper Yoan Cardinale mit einer dilettantischen Faustabwehr verschuldet – Cavani verwertete die Offerte mit seinem 16. Saisontor. Angesichts des Spielverlaufs werden die Protagonisten von «Gym» das 2:2 in Paris mit gemischten Gefühlen werten, ein Remis gegen eine Weltauswahl, die zuletzt viermal in Folge die Viertelfinals der Champions League erreicht hat, ist gleichwohl als mittlerer Coup einzustufen. «Wir hatten die Chance, hier zu gewinnen, die beiden Gegentore waren zu einfach. Aber ein 2:2 in Paris ist akzeptabel», kommentierte Favre das Unentschieden.
Lange haben die Experten nur über die Hausse der Niçois gestaunt, inzwischen sind von einer französischen Weltmeister-Grösse wie Bixente Lizarazu Komplimente wie folgendes zu hören: «Nice ist ein schöner Leader der Ligue 1. Stärke, Talent, Frische – ein Augenschmaus.» Schöne Wertschätzungen für einen Verein mit etwas mehr als 40 Millionen Budget, der einen Koloss wie Paris weiterhin auf Distanz hält.
Im Parc des Princes hatte das imponierendste Team der Vorrunde indes zunächst einmal vor allem in der eigenen Platzhälfte zu leiden. Die Prominenz aus der Hauptstadt erspielte sich in der stürmischen Startphase eine Chance nach der anderen. Die im Schnitt knapp 23-jährigen Gäste hatten in höchster Not diverse heikle Momente zu entschärfen.
Nach 45 teilweise einseitigen Minuten stand dann aber gleichwohl der PSG vor mittelgrossen Problemen: Wylan Cyprien hatte einen Freistoss kunstvoll in die hohe Ecke gedreht, und Topskorer Alassane Pléa profitierte Sekunden vor der Pause von einem Blackout der brasilianischen PSG-Innenverteidigung.
Dank Edinson Cavanis Doublette (46./60.) und einer zweiten Druckwelle gelang es dem Serienmeister der letzten vier Jahre immerhin, im 78. Heimspiel seit dem Beginn der nationalen Dominanz einen dritten Fehltritt abzuwenden. Einen kompletten Umschwung liess der taktisch clevere Herausforderer nicht zu.
Emery unter Beobachtung
Im letzten Dezember führte der Titelhalter das nationale Ranking nach 17 Runden 15 Punkte vor dem ersten Verfolger an, zwölf Monate später liegt das Starensemble vier Punkte hinter Favres Equipe zurück. Selbst Monaco, das seit der 0:4-Demütigung in Nizza innerhalb von elf Runden zu 40 Treffern gesprintet ist, ist nach wie vor hinter dem OGC klassiert.
Unai Emery, im Sommer nach einer triumphalen Europa-League-Triplette mit dem FC Sevilla als Mann der internationalen Visionen in die französische Metropole gekommen, wird in den nächsten Wochen unter scharfer Beobachtung stehen. Die Klubbesitzer aus Doha dürften die schleppende Entwicklung nicht goutieren, zumal sie vor ein paar Monaten weitere 80 Millionen Euro Transfergeld investiert haben.
Saint-Etienne – Guingamp 1:0 (1:0). – Tor: 25. Hamouma 1:0. – Bemerkungen: Saint-Etienne ohne Lacroix (Ersatz).
Paris Saint-Germain – Nice 2:2 (0:2). – Tore: 32. Cyprien (Freistoss) 0:1. 45. Pléa 0:2. 46. Cavani 1:2. 60. Cavani 2:2.
Resultate: Dijon – Marseille 1:2. Bordeaux – Monaco 0:4. Bastia – Metz 2:0. Lille – Montpellier 2:1. Nancy – Angers 2:0. Toulouse – Lorient 3:2. Lyon – Rennes 1:0. Saint-Etienne – Guingamp 1:0. Paris Saint-Germain – Nice 2:2.
Rangliste: 1. Nice 17/40 (32:12). 2. Monaco 17/39 (53:16). 3. Paris Saint-Germain 17/36 (32:13). 4. Lyon 16/28 (29:18). 5. Rennes 17/27 (18:20). 6. Guingamp 17/26 (21:16). 7. Toulouse 17/25 (21:18). 8. Saint-Etienne 17/25 (17:14). 9. Marseille 17/24 (18:18). 10. Bordeaux 17/24 (20:22). 11. Lille 17/20 (17:22). 12. Angers 17/19 (15:20). 13. Montpellier 17/19 (24:30). 14. Nancy 17/19 (14:22). 15. Metz 16/18 (16:31). 16. Bastia 17/17 (14:20). 17. Dijon 17/16 (23:27). 18. Caen 16/15 (16:30). 19. Nantes 16/13 (9:26). 20. Lorient 17/12 (18:32).