Mit der vorgezogenen Partie der 18. Runde zwischen Titelverteidiger ZSC Lions und den Rapperswil-Jona Lakers beginnt um 19.45 Uhr die NLA-Saison. Der Titelgewinn dürfte erneut über die Lions führen.
Der ZSC startet als Topfavorit, umso mehr, als die Stadtzürcher mit einer nahezu unveränderten Mannschaft antreten. Der einzige nennenswerte Abgang ist jener von Ronald Kenins, der sich bei den Vancouver Canucks einen Stammplatz in der NHL ergattern will. Auch auf dem Trainerposten herrscht Kontinuität wie schon lange nicht mehr, nimmt doch der frühere NHL-Coach Marc Crawford seine dritte Saison in Angriff.
Dem ZSC dürfte zudem entgegenkommen, dass die Offensivzone vergrössert und die neutrale Zone dementsprechend verkleinert wurde. Die blaue Linie ist nun 22,86 und nicht mehr 21,33 m vom Spielfeldende entfernt. Diese Änderung bevorzugt Künstler wie Roman Wick, Luca Cunti oder Robert Nilsson, die nun für noch mehr Spektakel sorgen und die Gegner zu noch mehr Verteidigungsarbeit zwingen können.
Wie schwierig es aber ist, den Titel erfolgreich zu verteidigen, verdeutlicht die Vergangenheit. Letztmals gelang dies 2001 – den Lions. Der Grat zwischen Misserfolg und Erfolg ist angesichts der Leistungsdichte der NLA-Mannschaften sehr schmal. So wäre der ZSC in diesem Frühjahr im Viertelfinal gegen Lausanne (1:0-Sieg im siebenten und entscheidenden Spiel) beinahe ausgeschieden, nachdem er die Qualifikation fast nach Belieben dominiert und das zweitklassierte Fribourg um 20 Punkte distanziert hatte.
Für Bern und Zug geht es nach dem Verpassen der Playoffs um Wiedergutmachung. Die Berner erwirtschafteten zwar trotz des Misserfolgs mehr Gewinn als im Jahr zuvor, in dem sie Meister geworden waren. Dennoch können sie sich ein erneutes Scheitern im Prinzip nicht leisten. Deshalb wurde einiges investiert und unter anderen drei neue Ausländer (Bud Holloway, Marc-André Gragnani, Chuck Kobasew) sowie zwei Schweizer Internationale (Eric Blum, Thomas Rüfenacht) verpflichtet. Auch Simon Moser spielt nun mangels eines genügenden Angebotes aus der NHL für den SCB. Bei Zug hat sich ebenfalls einiges getan; die Innerschweizer werden von vielen als Transfersieger bezeichnet. Vor allem die Problemposition Torhüter ist mit dem Engagement von Tobias Stephan behoben. Zudem startet der EVZ als einzige Mannschaft mit einem neuen Trainer (Harold Kreis) in die Saison.
Spannend wird auch zu sehen sein, ob Fribourg-Gottéron nach zwei Halbfinals und einem Final endlich den langersehnten ersten Meistertitel holt, ob der Playoff-Finalist Kloten Flyers dank des veredelten Sturmes nun wieder ganz nach oben fliegt. Oder wie Davos die Verjüngung verkraftet. Ob Genève-Servette die gewichtigen Abgänge kompensieren kann. Ob Lugano erstmals seit 2006 wieder in den Halbfinal einzieht. Wie Ambri-Piotta und Lausanne nach der überraschenden Playoff-Qualifikation diesmal abscheiden und ob die meistgenannten Kandidaten für den Playout-«Final», Biel sowie die Rapperswil-Jona Lakers, den Prognosen trotzen.
In der neuen Saison erschwerend hinzu kommt die Mehrbelastung. So nehmen die Lions zusammen mit den Kloten Flyers, Fribourg, Genève-Servette, Bern und Zug an der neu lancierten Champions League teil. Dies dürfte zwar zu Beginn der Meisterschaft ein Vorteil sein, da diese Teams bereits vor dem Saisonstart je vier Ernstkämpfe bestritten haben und wohl von der höheren Intensität gegenüber einem Testspiel profitieren. Dafür kommen während der Meisterschaft bis zu neun Partien hinzu, wobei auch die Reisestrapazen ein Faktor sind. Im Weiteren wird erstmals seit der Saison 1971/1972 wieder der Schweizer Cup mit 32 Equipen durchgeführt. Dementsprechend anspruchsvoll war es, einen Spielplan zu erstellen. Es mussten auch die zahlreichen möglichen Änderungen wegen der zusätzlichen Wettbewerbe berücksichtigt werden.
Gepfiffen wird nach einem neu geschriebenen Regelbuch. Die Änderungen haben zum Ziel, dass mehr Tore erzielt werden. Beispielsweise findet das Anspiel nun in der Angriffszone statt, wenn der Puck vom Torrahmen ins Out fliegt. Die grösste Änderung neben dem Versetzen der blauen Linie stellt jedoch das Hybrid Icing dar. Bei diesem muss der Linienrichter nach einem Befreiungsschlag gemessen an einer virtuellen Linie zwischen den beiden Bullypunkten entscheiden, ob der verteidigende oder der angreifende Spieler zuerst am Puck sein wird. Ist es es letzterer, wird die Partie fortgesetzt. Dadurch erhalten die Trainer neue taktische Möglichkeiten.