Ambri-Piotta wird dank dem Triumph in der Ligaqualifikation über Langenthal das 80. Jubiläum des Vereinsjahrs in der obersten Spielklasse begehen.
Ende gut, aber natürlich nicht alles gut: Der seit 1985 in der NLA spielende Dorfklub aus dem Nordtessin wahrte den Besitzstand. Ob es künftig zu (viel) mehr reichen wird, ist zu bezweifeln. Doch die Hoffnung stirbt beim ewigen Underdog zuletzt.
Ambris Verteidiger Sven Berger gestand schon im Verlaufe der Serie gegen Langenthal ein, dass sein Team keine «Feinkost» bot. «Im Spielaufbau gab es zu viele Fehler. Weil jeder jedem helfen wollte, wurde es teilweise wirr.» Ambri legte dafür mit dem Einbau der hungrigen und unverbrauchten Kräfte aus dem neuen NLB-Farmteam Biasca Ticino Rockets im Existenzkampf an Energie zu.
Spieler wie Christian Stucki, der voraussichtliche italienische WM-Teilnehmer Tommaso Goi, Noele Trisconi oder Roman Hrabec vom NLB-Schlusslicht Biasca wuchsen an ihrer Aufgabe. Sie machten verletzte Leistungsträger (u.a. Nationalstürmer Thibaut Monnet) vergessen oder Routiniers wie Mark Bastl oder Oliver Kamber teilweise überzählig.
Der engagiert und gradlinig agierende Stucki und der flinke Trisconi wurden von Headcoach Gordie Dwyer am Ende gar in die erste Sturmlinie befördert. «Die Jungen aus Biasca waren mit ihrer Einstellung und ihrem Kampfgeist eine Riesenhilfe im Moment der Not», lobte Captain Paolo Duca.
«Alt und Jung» ergänzten sich
Als Sinnbild für die Verschmelzung von «Alt» und «Jung» erzielten zwei Spieler-Generationen am Donnerstag die Treffer für Ambri: Der nur 1,71 m grosse Roman Hrabec, ein 21-jähriger Tscheche mit Schweizer Lizenz und bei den Biasca Ticino Rockets mit 42 Punkten aus 44 NLB-Spielen der Topskorer, erzielte in seinem dritten NLA-Spiel mit einem harten Direktschuss nach einem Bully das frühe 1:0. Und der 35-jährige Duca entschied mit dem 2:0 zum Ende des Mitteldrittels die Partie.
Ob Duca seine Karriere als Spieler fortsetzt, ist noch offen. Ein Thema ist der Wechsel des langjährigen Captains in die Teppichetage des Klubs. «La Regione» meldete ihn bereits als Nachfolger von Sportchef Ivano Zanatta. «Dazu kann ich noch nichts sagen. Jetzt geniesse ich, dass wir den Klassenerhalt schafften», sagte Duca.
Dass die Saison bei Ambri trotz versöhnlichem Abschluss nicht nach Wunsch lief, gab der zu Lausanne ziehende Goalie Sandro Zurkirchen auch auf persönlicher Ebene zu: «Auch ich selbst fiel in ein Loch und konnte ab Ende Januar dem Team nicht mehr so helfen, wie ich mir dies vorgestellt hatte. Dabei hatte ich mich extrem gut auf die Saison vorbereitet», so die letztjährige Nummer 3 des Schweizer WM-Aufgebots.
Neben der seit Wochen auf das Saisonende hin gross angekündigten Saison-Analyse von Klub-Präsident Filippo Lombardi werden vorab zahlreiche Personalfragen zu klären sein (Trainer, Nummer-1-Goalie, Ausländer).
Klar ist, dass Ambri auch künftig nicht etablierte NLA-Spieler im Zenit ihres Leistungsvermögens im mittleren Alterssegment (zwischen 25 und 32) anlocken beziehungsweise sich solche Akteure leisten kann. Auch ist sich Duca darüber im Klaren, dass man von den Jungen keine Wunderdinge erwarten kann. «Der Rhythmus einer NLA-Playoff-Serie wäre natürlich nochmals ein ganz anderer gewesen.»
Was liegt für Ambri denn überhaupt drin, nachdem man nach 2006 nur noch einmal (2014) die Playoffs erreicht hat? «Ich denke, dass Ambri in die NLA gehört und es nicht jedes Mal bis zuletzt darum gehen muss, die Klasse zu halten», sagte Duca.
Trainer Dwyer möchte bleiben
Der frühere NHL-Haudegen Gordie Dwyer (39), der Ende Januar vom KHL-Team Zagreb gekommen war und den glücklosen Hans Kossmann als Ambris Headcoach abgelöst hatte, wurde im Verlaufe des Playouts gegen Fribourg-Gottéron (1:4) teilweise schon selbst abgeschrieben. Die Mission Klassenerhalt erfüllte er gegen ein nicht mehr allzu «energetisches» Langenthal aber sicher. «Für mich ist das Kapitel Ambri-Piotta mit dem Ligaerhalt nicht geschlossen. Ich würde gerne bleiben», sagt der Kanadier.