Die Zahl der hungernden Menschen in der Welt ist nach einem UNO-Bericht weiter gesunken. Dennoch haben immer noch etwa 795 Millionen Menschen – das ist ungefähr jede neunte Person auf der Welt – nicht genug zu essen.
In Entwicklungsländern sank der Anteil der Bevölkerung, der über nicht genügend Nahrung für ein aktives und gesundes Leben verfügt, von fast einem Viertel der Bevölkerung Anfang der 90er Jahre auf heute noch einen Neuntel. Derzeit hungern 216 Millionen Menschen weniger als vor etwa 25 Jahren.
Dies geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Welthungerbericht 2015 hervor. Er wurde von der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), dem UNO-Welternährungsprogramm (WFP) und dem Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) erarbeitet.
Grund für die positive Entwicklung seien unter anderem Wirtschaftswachstum in Ländern wie China oder Indien und eine produktivere Landwirtschaft. Die meisten unterernährten Menschen lebten weiter in Asien und Afrika, dabei vor allem südlich der Sahara.
Fortschritt im Kampf gegen Hunger
Viele Entwicklungsländer – 72 von 129 Ländern – hätten das sogenannte Millenniumsziel der UNO erreicht, den Anteil der hungernden Bevölkerung um die Hälfte zu reduzieren, heisst es in dem Bericht.
«Die Tatsache, dass wir fast die Millenniumsziele zum Hunger erreicht haben, zeigt uns, dass wir die Geissel des Hungers ganz auslöschen können», sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva. «Wir müssen die Generation sein, die den Hunger besiegt», fügte er an.
Zu der positiven Entwicklung sei es trotz politischer und wirtschaftlicher Krisen in vielen Ländern und einem Wachstum der Weltbevölkerung um 1,9 Milliarden Menschen seit 1990 gekommen. Dass viele Länder das ehrgeizige Millenniumsziel, das die UNO im Jahr 2000 aufgestellt hatte und bis 2015 erreichen wollte, nicht erfüllen, zeigt, dass die weltweite Lage immer noch prekär ist.
Nahrungsmittel ungleich verteilt
Ein Problem ist die ungleiche Verteilung von Nahrungsmitteln auf der Erde. Fast ein Drittel der Lebensmittel – etwa 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr – gehe weltweit entweder verloren oder werde verschwendet. Die Verschwendung von Lebensmitteln in Haushalten und auch in der Gastronomie sei ein grosses Problem in entwickelten Ländern, sagte FAO-Chef da Silva.
Dem Bericht zufolge verhinderten auch die globale Wirtschaftslage der letzten Jahre sowie extreme Wetterbedingungen, Naturkatastrophen, politische Instabilität und bewaffnete Konflikte, dass die für das Jahr 2015 gesetzten Ziele zur Ernährungssicherung vollends erreicht werden konnten.
24 afrikanische Länder sind demnach heute von Nahrungskrisen betroffen, das sind doppelt so viele wie im Jahr 1990. Jeder fünfte Hungernde lebt in einem Krisengebiet mit schwachen oder fehlenden Regierungsstrukturen. In Krisenländern leiden laut dem Bericht mehr als drei Mal so viele Menschen wie anderswo unter Hunger.