Noch zwei Überlebende in Nepal aus den Trümmern gerettet

In Nepal haben Rettungskräfte fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben zwei weitere Überlebende aus den Trümmern bergen können. Die Hilfsarbeiten werden nun durch anhaltenden Regen erschwert.

Ein Nepalese wartet in Kathmandu auf Einäscherung eines Verwandten (Bild: sda)

In Nepal haben Rettungskräfte fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben zwei weitere Überlebende aus den Trümmern bergen können. Die Hilfsarbeiten werden nun durch anhaltenden Regen erschwert.

Zunächst holten die Retter am Mittwoch einen 18-Jährigen aus den Trümmern einer mehrstöckigen Pension in der Hauptstadt Kathmandu, wie ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte. Dann konnte eine Frau aus den Ruinen gerettet werden.

Sie befinde sich in kritischem Zustand, sagten die Sprecher des Innenministeriums und des Katastropheneinsatzteams der Polizei in Kathmandu am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Am Abend zuvor hatte ein Rettungsteam ein noch lebendes elfjähriges Mädchen gefunden.

Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 hatte am vergangenen Samstag den Himalaya erschüttert und Tod und Verwüstung gebracht. Nach offiziellen Angaben wurden bisher 5582 Tote gezählt, die endgültige Zahl dürfte weit höher liegen. Mehr als 100 weitere Menschen starben in Indien und in China. Laut UNO wurden in Nepal landesweit rund 70’000 Häuser zerstört und 530’000 weitere beschädigt.

Trotz aller Zerstörung versuchten die Menschen in der Hauptstadt Kathmandu, langsam wieder in den Alltag zurückzufinden. Banken, Läden und Cafés öffneten wieder.

Schulen und Universitäten bleiben in Kathmandu aber geschlossen. Dafür arbeiten die Gerichte wieder, wenn auch eingeschränkt. Auch Strom ist in Teilen der Stadt wieder verfügbar.

Heftiger Regen erschwert Hilfe

Ausserhalb der Hauptstadt aber ist die Arbeit der Rettungskräfte beschwerlich, auch wegen heftiger Regenfälle. Auch am Donnerstag konnten die wenigen Helikopter wegen des Regens zunächst nicht in die abgelegenen Dörfer fliegen.

«Es scheint, dass die Natur gegen uns ist», sagte der Chef des Krisenstabes, Rameshwor Dandal. Zurzeit stehen nur 20 Helikopter bereit, um die zerstörten und von der Aussenwelt isolierten Dörfer mit dem Nötigsten zu versorgen und Verletzte zu bergen. Die Behörden setzen nun auf zusätzliche Maschinen aus China.

Viele Menschen befürchten Erdrutsche. Auch Trümmer, fehlende Logistik und schlechter Handy-Empfang bereiteten Probleme, berichtete das UNO-Koordinationsbüro für Katastrophenhilfe (OCHA). Die Rettungs- und Sucharbeiten beschränken sich laut UNO bisher weitgehend auf die Region des Kathmandu-Tals. Einige entfernte Dörfer seien nur zu Fuss in Fünftages-Märschen zu erreichen.

Die UNO rief zu Spenden in Höhe von 415 Millionen Dollar auf. Etwa 3,5 Millionen Menschen in Nepal bräuchten akute Nahrungsmittelhilfe, teilte die UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Rom mit.

Der Einfluss des Bebens auf die Landwirtschaft und die Lebensmittelsicherheit in dem Land sei enorm. Wenn die Landwirte nicht die bevorstehende Pflanzsaison für Reis vorbereiten könnten, drohe ihnen der Verlust der Reisernte, einem Grundnahrungsmittel des Landes.

Wut auf Regierung

Zahlreiche Bewohner Nepals sind wütend auf die Regierung. Sie glauben, dass nicht genug getan werde, um Lebensmittel und Wasser zu verteilen. Zudem werde in vielen verlassenen und zum Teil zerstörten Häusern geplündert. «Die Polizei konzentriert sich ausschliesslich auf die Rettungsarbeiten, so dass Diebe freie Hand haben», klagte ein Anwohner.

Nach UNO-Angaben sind acht Millionen Menschen vom Erdbeben betroffen. 2,8 Millionen Menschen sind den Schätzungen zufolge obdachlos. Derzeit verteilen die Helfer vor allem Planen, Zelte, Decken und Hygiene-Sets. Allerdings mache es ihnen zu schaffen, dass es in den Zeltstädten keine Verwaltung gebe und bislang keine Daten erhoben wurden, was die Menschen dort brauchen.

Trotz des verheerenden Erdbebens will die Regierung Nepals den Mount Everest nicht für Bergsteiger schliessen. Am höchsten Berg der Welt waren mindestens 18 Menschen gestorben. Mehrere grosse Expeditionsteams haben ihre Vorhaben aber abgesagt. Auf der chinesischen Seite des Berges wurden alle Klettertouren verboten.

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