Nord- und Südkorea einigen sich auf Wiedereröffnung Kaesongs

Nach viermonatigem Stillstand und sechs geplatzten Verhandlungsrunden haben sich Nord- und Südkorea auf die Wiedereröffnung des gemeinsamen Industrieparks Kaesong geeinigt. Beide Seiten schlossen am Mittwoch ein Fünf-Punkte-Abkommen zu der Sonderwirtschaftszone auf nordkoreanischem Gebiet.

Die Unterhändler Kim Kiwoong (Südkorea, rechts) und Park Chol Su (Bild: sda)

Nach viermonatigem Stillstand und sechs geplatzten Verhandlungsrunden haben sich Nord- und Südkorea auf die Wiedereröffnung des gemeinsamen Industrieparks Kaesong geeinigt. Beide Seiten schlossen am Mittwoch ein Fünf-Punkte-Abkommen zu der Sonderwirtschaftszone auf nordkoreanischem Gebiet.

Das teilte ein Vertreter des südkoreanischen Vereinigungsministeriums am Mittwoch mit. Der Durchbruch gelang erst, nachdem Südkorea einen dauerhaften Rückzug aus Kaesong in Betracht gezogen hatte. Dadurch wäre eine wichtige Devisenquelle für Pjöngjang versiegt.

Kaesong ist ein herausragendes Symbol für die friedliche Zusammenarbeit beider Länder. In dem Abkommen wird zwar noch kein Datum für die Wiedereröffnung genannt. Aber beide Seiten verpflichten sich, nach einer Inspektion der geschlossenen Fabriken schnellstmöglich für die Rückkehr zum normalen Betrieb zu sorgen.

Ausserdem geben sich beide Seiten das Wort, Kaesong nicht noch ein Mal zum Opfer politischer Spannungen werden zu lassen, wie aus dem Text des Abkommens hervorgeht. Ein gemeinsamer Ausschuss wird eingerichtet, um über eine Entschädigung für den wirtschaftlichen Ausfall zu beraten.

Neuer Start

«Das Abkommen ist noch nicht das Ende, sondern erst der Start», sagte Südkoreas Chefunterhändler Kim Ki Woong. Präsidentin Park Geun Hye sagte, sie hoffe nun auf einen «neuen Start für die Beziehungen» beider Staaten.

Nordkorea hatte im April wegen eines Militärmanövers Südkoreas und der USA seine 53’000 Arbeiter aus Kaesong abgezogen. Der Schritt wurde in dem Abkommen vom Dienstag als Grund für die Schliessung explizit festgelegt, was Folgen für die Schadensersatzfrage haben kann.

Hintergrund von Pjöngjangs Beschluss waren militärische Spannungen in der Region, die durch den dritten nordkoreanischen Atomtest im Februar ausgelöst worden waren.

Südkorea holte im Mai die letzten in Kaesong verbliebenen Manager aus ihren 123 Firmen zurück. Zwar gab es Anfang Juli eine Grundsatzverständigung beider Seiten, die 2004 gegründete Zone wieder zu öffnen. In den bisherigen sechs Gesprächsrunden waren aber kaum spürbare Fortschritte erzielt worden.

Produktionsausfälle

Die Blockade schadete den Volkswirtschaften beider Länder erheblich. Sie beraubte nicht nur zehntausende Nordkoreaner ihres Arbeitsplatzes. Auch für südkoreanische Unternehmen bedeuteten die Produktionsausfälle und der Verlust billiger Arbeitskräfte Millionenverluste.

Seoul kündigte vergangene Woche an, seinen Firmen umgerechnet 190 Millionen Euro an Entschädigung zu zahlen. Die Ankündigung wurde als erster Schritt zu einem permanenten Rückzug aus Kaesong verstanden. Nur Stunden später schlug Nordkorea eine siebte Verhandlungsrunde vor.

Auf den Durchbruch vom Mittwoch reagierte Südkoreas Wirtschaft erleichtert. «Wir werden unser Bestes tun, damit der Industriepark international wettbewerbsfähiger wird und Investoren aus der ganzen Welt anzieht», erklärten die Kaesong-Unternehmen.

Die Einigung kam kurz vor dem nächsten US-südkoreanischen Manöver zustande: Am Montag beginnt eine jährliche Übung, bei der 50’000 südkoreanische und 30’000 US-Soldaten eine Invasion aus Nordkorea durchspielen.

Zwar werden dazu Computersimulationen verwendet. Gleichwohl fühlt sich der Norden herausgefordert. Die nordkoreanische Zeitung «Rodong Sinmun» warnte im Juli vor einer Eskalation «bis an den Rand eines Krieges».

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