Nur einen Monat nach seinem kritisierten Atomtest hat Nordkorea mit dem Start einer Weltraumrakete erneut die Weltgemeinschaft herausgefordert. Zahlreiche Regierungen sehen dies als verdeckten Test einer ballistischen Langstreckenrakete, die Atomwaffen tragen könnte.
Machthaber Kim Jong Un erteilte demnach persönlich den Befehl zum Abschuss der Rakete. Nordkorea habe das Recht, das Weltall «friedlich und unabhängig» zu nutzen, sagte die Sprecherin. Der Raketenstart sei aber auch ein «Durchbruch bei der Steigerung der nationalen Verteidigungsfähigkeiten».
Die Trägerrakete habe am Sonntag um 9.00 Uhr («Pjöngjang-Zeit»; 1.30 Uhr MEZ) von Sohae an der Westküste abgehoben, wurde die nordkoreanische Raumfahrtbehörde von den Staatsmedien zitiert. Die Trägerrakete habe den «neu entwickelten Erdbeobachtungssatelliten Kwangmyongsong-4 (leuchtender Stern) erfolgreich auf seine Erdumlaufbahn gebracht», hiess es weiter.
Nach Angaben des südkoreanischen Militärs erreichte vermutlich ein Objekt den Orbit, doch seien weitere Analysen des Flugs nötig. Die Rakete habe vermutlich eine Reichweite von bis zu 13’000 Kilometern gehabt und könnte somit theoretisch US-Festland erreichen, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Militär.
Test für Atomrakete?
Die Weltgemeinschaft sieht den Start deshalb als verdeckten Test einer ballistischen Langstreckenrakete, die Atomwaffen tragen könnte. Viele Staaten von den USA und Frankreich bis Südkorea und Japan warfen dem diktatorischen Regime schwere Provokation vor. Eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats wurde angesetzt.
Südkorea kündigte noch am Sonntag den Beginn offizieller Gespräche mit seinem Verbündeten USA über die umstrittene Lieferung amerikanischer Abfangraketen an. Ausserdem will Südkorea seine gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un gerichtete Propaganda-Beschallung an der Grenze ausweiten.
China äusserte verhalten sein «Bedauern» über den Raketenstart. Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Peking hatte Pjöngjang mehrfach vergeblich zur Zurückhaltung aufgefordert, um die Spannungen in der Region nicht weiter eskalieren zu lassen.
Nordkorea zur Rechenschaft ziehen
Die US-Regierung kritisierte den Raketenstart als «destabilisierend, provokativ und flagrante Verletzung» zahlreicher UNO-Resolutionen. Zugleich setzten sich die USA für «ernste Konsequenzen» ein, erklärte Sicherheitsberaterin Susan Rice in Washington.
Auch Frankreich forderte «eine schnelle und harte Reaktion der internationalen Gemeinschaft.» Russland verurteilte den Start als Verstoss gegen UNO-Resolutionen. Japan sprach von einer Bedrohung des Weltfriedens.
Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye verlangte – wie schon nach dem Atomtest des Nachbarns – harte Sanktionen gegen Pjöngjang. Zudem kündigte Seoul an, den Zugang seiner Landsleute zum gemeinsam mit Nordkorea betriebenen Industriepark im grenznahen Kaesong auf nordkoreanischer Seite weiter zu beschränken.