Einen Tag nach dem weltweit verurteilten Atomtest hat Nordkorea erneut mit weiteren Massnahmen gedroht. Ob „zweite und dritte härtere Massnahmen ergriffen werden“, hänge ganz von den USA ab, hiess es am Mittwoch in einem Kommentar der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA.
Der Regierung in Washington wurde erneut eine feindselige Politik unterstellt. Der dritte Atomtest am Dienstag habe der Selbstverteidigung des kommunistischen Landes gedient.
US-Präsident Barack Obama hatte zuvor in einem Telefongespräch mit dem scheidenden südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak bekräftigt, dass Südkorea weiter unter dem „atomaren Schutzschirm“ der USA stehe.
Beide Präsidenten hätten vereinbart, eng zusammenzuarbeiten, um Massnahmen gegen Nordkoreas Atom- und Raketenprogramme zu ergreifen und das Risiko der Weiterverbreitung von Atomwaffen zu verringern, teilte das Weisse Haus in Washington am Dienstag (Ortszeit) mit. Die Zusammenarbeit schliesse auch die Koordination im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ein.
Die Regierung in Südkorea kündigte ihrerseits an, das Programm zur Entwicklung neuer Raketen rasch voranzutreiben. „Wir werden die Entwicklung von ballistischen Raketen mit einer Reichweite von 800 Kilometern beschleunigen“, kündigte am Mittwoch ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul an. Raketen mit einer solchen Reichweite könnten ganz Nordkorea treffen, aber auch Teile Chinas und Japans.
Nordkorea sucht Konfrontation
Mit der unterirdischen Zündung einer nuklearen Sprengladung, der dritten nach 2006 und 2009, hatte Nordkorea am Dienstag seinen Konfrontationskurs gegenüber der internationalen Gemeinschaft fortgesetzt. Es habe sich um einen „leichteren, miniaturisierten“ Sprengsatz gehandelt, hiess es.
Der Test fand wie die beiden ersten Versuche auf dem Testgelände in Punggye-ri im Nordosten des Landes statt. Nach Schätzungen verschiedener Messstellen ausserhalb Nordkoreas wurden durch die Explosion Erdstösse der Stärke 4,9 bis 5,2 ausgelöst.
Die USA seien von Nordkorea über den bevorstehenden Atomtest informiert worden, sagte die Sprecherin des US-Aussenministeriums, Victoria Nuland, in Washington. Allerdings habe Nordkorea dabei keinen spezifischen Zeitpunkt genannt.
Breite Kritik
Bei den Vereinten Nationen und den fünf ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats (USA, Russland, China, Frankreich und Grossbritannien) stiess der Test auf ebenso scharfe Kritik wie bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), der Europäischen Union (EU) und der NATO. Der südkoreanische Geheimdienst NIS wollte nicht ausschliessen, dass Nordkorea im Falle einer Bestrafung durch den UNO-Sicherheitsrat einen weiteren Atomtest durchführen könnte.
Nordkorea hatte bereits wenige Stunden nach dem Test mit weiteren Drohungen nachgelegt. Der Test sei nur eine „erste Gegenmassnahme“ gewesen, hatte es in einer Erklärung des Aussenministeriums in Pjöngjang geheissen.