Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat sich für einen «radikalen» Wechsel in der Politik seines seit Jahrzehnten abgeschotteten Landes ausgesprochen. «Es ist wichtig, die Konfrontation zwischen dem Norden und dem Süden zu beenden», sagte Kim in seiner am Dienstag im Staatsfernsehen gesendeten Neujahrsbotschaft.
So könne „die Teilung des Landes beendet und seine Wiedervereinigung erreicht werden“. Die Vergangenheit zeige, dass Konfrontation zwischen Landsleuten zu „nichts als Krieg“ führe.
Neue Vorschläge nannte er nicht. Vielmehr bekräftigte er die Forderung Pjöngjangs, die Abkommen von den bisher einzigen beiden gesamtkoreanischen Gipfeltreffen 2000 und 2007 umzusetzen. Kim nannte die Abkommen „grosse Wiedervereingungsprogramme“.
Nordkorea hatte den Kontakt zur Regierung des scheidenden südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak abgebrochen. Lee hatte sich von der „Sonnenscheinpolitik“ seiner beiden Vorgänger distanziert.
Im Februar übernimmt Lees konservative Parteifreundin Park Geun Hye das Präsidentenamt. Sie wiederum distanzierte sich von der harten Linie ihres Vorgängers gegenüber Pjöngjang und sprach sich für die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit mit Nordkorea aus. Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten sind seit dem Koreakrieg in den 1950er Jahren gespannt.
Erste Neujahrsansprache seit 1994
Es war die erste Neujahrsansprache eines Herrschers des Kommunistischen Landes seit 19 Jahren. Kim knüpfte damit an die Gepflogenheit seines Grossvaters Kim Il Sung an, zum neuen Jahr eine Ansprache zu halten. Der als Staatsgründer verehrte Diktator starb 1994.
Sein Sohn und Nachfolger Kim Jong Il hatte so gut wie nie öffentliche Reden gehalten. Unter seiner Herrschaft waren die Ziele für das neue Jahr in einem Leitartikel der offiziellen Zeitungen umrissen worden. Nach seinem Tod vor einem Jahr war sein Sohn zum neuen Machthaber ausgerufen worden.
Nordkorea soll „wirtschaftlicher Riese“ werden
Kim Jong Un forderte in seiner Rede einen radikalen Umschwung, der das Land zu einem „wirtschaftlichen Riesen“ machen und den Lebensstandard der Menschen anheben solle. Die Landwirtschaft und Leichtindustrie stünden dabei im Zentrum.
Kim bekräftigte, sein Land könne sich „nur unter der Bedingung entwickeln, dass es seine militärische Macht in allen Bereichen ausbaut“. Der erfolgreiche Start einer Weltraumrakete in Nordkorea im Dezember solle als Ansporn für die Anstrengungen der Menschen dienen.
Die USA, Südkorea und andere Staaten sehen in dem Start am 12. Dezember einen verdeckten Test für die Entwicklung von Interkontinentalraketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Nordkorea spricht von einem Satellitenstart zu friedlichen Zwecken.
Gegen Nordkorea wurden wegen seiner Atomwaffenversuche und Raketentests mehrfach UNO-Sanktionen beschlossen. Die Bevölkerung Nordkoreas leidet unter extremer Armut, während die Streitkräfte des Landes zahlenmässig stark und hochgerüstet sind.