Norman Foster hat den Ruf einer Geldschleuder

Wo der britische Stararchitekt Norman Foster baut, wird es teuer. Er ist bekannt dafür, dass die Baukosten seiner Projekte oft um Millionen oberhalb dessen liegen, was veranschlagt wurde. Am 1. Juni feiert er den 80. Geburtstag.

Das von Norman Foster renovierte Grand Hotel Dolder in Zürich im Jahr 2012 (Archiv) (Bild: sda)

Wo der britische Stararchitekt Norman Foster baut, wird es teuer. Er ist bekannt dafür, dass die Baukosten seiner Projekte oft um Millionen oberhalb dessen liegen, was veranschlagt wurde. Am 1. Juni feiert er den 80. Geburtstag.

Seiner Popularität tut das Geldschleudern keinen Abbruch. Der Visionär gilt weltweit als der berühmteste Baumeister unserer Zeit.

Wenn Foster ans Werk geht, geht es um die grossen Dinge – und meistens um viel Glas und Stahl. In der Schweiz baute er das spektakuläre Apartmenthaus Chesa Futura in St. Moritz und renovierte für 440 Millionen Franken das Grand Hotel Dolder in Zürich. Für seinen Entwurf der Swiss Re-Zentrale in London wurde er mit dem Stirling Prize ausgezeichnet.

In Frankfurt hat er der Commerzbank das höchste Gebäude Deutschlands hingestellt. In Berlin hat er sich mit der gläsernen Reichstagskuppel verewigt, in Peking mit dem Flughafen. In London ist die Hochhaus-Ikone «Gherkin» untrennbar mit dem Namen Fosters verbunden – auch wenn er bei dem häufig als Phallussymbol getadelten Wolkenkratzer nur einer von mehreren im Team der Baumeister war. Für einen neuen Londoner Mega-Flughafen hat Foster einen Entwurf vorgelegt, der schlappe 100 Milliarden Pfund kosten würde.

Masslos überschätzt?

Viele Experten halten Foster für masslos überschätzt, den Star-Kult um seine Person für deutlich übertrieben. Auf einer Liste der am meisten überschätzten Architekten landet der Brite immerhin auf Platz fünf – hinter grossen Namen wie Zaha Hadid und Daniel Libeskind. Fosters Millenium Bridge, eine Fussgängerbrücke über die Themse, wurde zuerst nicht rechtzeitig fertig, dann war sie um zwei Millionen Pfund zu teuer.

Wenige Tage nach der Eröffnung musste das als «Wackelbrücke» verspottete Bauwerk eineinhalb Jahre lang geschlossen werden, weil sich die Architekten verrechnet hatten und die Brücke viel zu stark schwankte. Für die Reparatur waren weitere acht Millionen Pfund fällig. Schon 2008 schrieb der britische Architekturhistoriker David Watkin: «Fosters Architektur ist überbewertet, weil ihr der Klang fehlt und sie keine Seele hat.»

Mit Preisen wurde Foster überhäuft. Er ist der einzige britische Architekt, der den Stirling-Preis zweimal gewann. 2007 wurde ihm der Aga Khan Award für Architektur überreicht, der höchstdotierte Architektenpreis der Welt.

Wohnen auf dem Mond

Auch mit 80 Jahren ist der in dritter Ehe verheiratete Vater von fünf Kindern extrem beschäftigt, er hat Wohnsitze in Grossbritannien, der Schweiz und Frankreich, einen Privatjet und einen Helikopter.

Und selbst die Welt ist ihm nicht genug. Foster erforscht in einem Projekt, wie man menschliches Wohnen auf dem Mond ermöglichen könnte. Gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrtbehörde versucht er Möglichkeiten zu finden, Gebäude zu entwickeln, die Menschen wirksam vor extremen Temperaturschwankungen, Strahlen und Meteoriteneinschlägen schützt. Die Entwürfe für das Heim eines Vier-Personen-Haushalts stehen schon.

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