Magnus Carlsen entscheidet das Duell der Schach-Wunderkinder gegen den Russen Sergej Karjakin für sich. Der norwegische Titelverteidiger gewinnt an seinem 26. Geburtstag zum dritten Mal den WM-Titel.
In einem packenden Tiebreak über vier Partien mit verkürzter Bedenkzeit bezwang der Champion in New York seinen russischen Herausforderer mit 3:1 Punkten. Die notwendigen Siege errang Carlsen im dritten und vierten Spiel.
Die Verlängerung, die notwendig geworden war, weil es nach zwölf Partien (und zehn Remis) mit normaler Bedenkzeit 6:6 gestanden hatte, war hoch spannend und an Dramatik kaum zu überbieten. Nach einem weiteren Remis in der ersten Schnellpartie übernahm Carlsen im zweiten Match mit Weiss die Initiative, eroberte Material und hatte eine klare Gewinnstellung.
Der Norweger versuchte, ein Mattnetz zu knüpfen, aber Karjakin bewies erneut seine grosse Zähigkeit. Mit nur wenigen Sekunden auf der Uhr opferte der 26-jährige Russe seine restlichen Figuren und führte eine Pattstellung herbei, so dass auch diese Partie unentschieden endete.
Die meisten Experten sahen danach Karjakin psychologisch im Vorteil. Doch der Weltmeister, der bei dem fast dreiwöchigen WM-Zweikampf nicht immer seine Bestform abrufen konnte, schlug im dritten Spiel mit Schwarz zurück. Er gab im 30. Zug einen Bauern für Angriff, brach im Zentrum mit seinen Figuren durch und stellte unparierbare Drohungen auf. Karjakin musste kurz danach aufgeben. Obwohl er sich danach mit einem Remis hätte begnügen können, stellte Carlsen mit einer brillanten Mattattacke in der vierten Partie den 3:1-Schlussstand sicher.
Dritter Titel für Carlsen
Nachdem Magnus Carlsen sich 2013 mit einem Sieg gegen den Inder Viswanathan Anand zum zweitjüngsten Schach-Weltmeister der Geschichte gekürt hatte, verteidigte er vor zwei Jahren seinen Titel gegen denselben Gegner erfolgreich. Für seinen erneuten Triumph kassierte «König Magnus», der seit 2011 die Weltrangliste anführt, 60 Prozent der WM-Börse, die 1,1 Millionen Dollar beträgt.
Die zahlreichen Fans in Russland hatten bis zuletzt auf einen Überraschungssieg des Weltranglisten-Neunten Karjakin gehofft. In Moskau und anderen Städten drückten viele Anhänger dem Aussenseiter beim Public Viewing die Daumen. Der gebürtige Ukrainer leistete starke Gegenwehr, hatte am Ende aber doch das Nachsehen. Damit muss die Schach-Nation Russland weiterhin auf den ersten Weltmeister seit Wladimir Kramnik 2008 warten.
Carlsen schaffte es mit 13 Jahren und Karjakin sogar schon mit 12 in den erlesenen Kreis der Schach-Grossmeister. Erstmals in der langen WM-Geschichte sassen sich in New York zwei Spieler der Smartphone-Generation gegenüber.