Einen Tag nach dem tödlichen Carunglück in Norwegen ist der Fahrer wegen unvorsichtigen Fahrens angeklagt worden. Beim Unfall waren am Dienstag eine Schweizerin und zwei Schweizer ums Leben gekommen. Ein weiterer Schweizer erlag am Mittwoch seinen schweren Verletzungen.
Der 49-Jährige war nach dem Unfall per Helikopter ins Universitätsspital Trondheim ausgeflogen worden, wo er ein Tag später verstarb. Das Unglück geschah am Dienstagmittag bei Trones in der Gemeinde Namsskogan in der Provinz Nord-Trøndelag.
Die aus 16 Personen bestehende Schweizer Reisegruppe, die zum Grossteil aus Pensionierten bestand, hatte sich auf einer 14 Tage dauernden Rundreise durch Norwegen befunden. Diese wurde vom Reiseunternehmen Eurobus aus Windisch AG durchgeführt.
Ermittlungen dauern an
Aus ungeklärter Ursache war der Bus bei Sonnenschein auf gerader Strecke von der Strasse abgekommen. Der Car landete im Strassengraben eingequetscht zwischen der Strasse und einem Felsen, wie Aufnahmen der Bildagentur EPA zeigen.
In den Unfall war nach Angaben der norwegischen Polizei kein weiteres Fahrzeug verwickelt. Verschiedene Medien zitierten Augenzeugen, die berichteten, der Bus sei Zickzack gefahren, bevor er verunfallt sei.
Drei Menschen starben noch am Unfallort. Dabei handelt es sich um eine 56-jährige Schweizerin sowie zwei Schweizer im Alter von 72 und 78 Jahren.
Temporäre Anklage
Der Unglücksbus wurde inzwischen abgeschleppt und von Experten untersucht. Der deutsche Fahrer wurde beim Unglück schwer verletzt und konnte erst kurz befragt werden, wie der Einsatzleiter der Polizei von Nord-Trøndelag, Morten Evensen, der Nachrichtenagentur sda sagte. Eine formelle Befragung habe noch nicht stattgefunden.
Wie Evensen weiter erklärte, wurde der Fahrer vorübergehend angeklagt. Eine temporäre Anklageerhebung sei in Norwegen das Standardvorgehen bei laufenden Ermittlungen nach solchen Unfällen.
«Damit hat ein Beschuldigter das Recht auf einen Anwalt, ohne Anklageerhebung hat er dieses Recht nicht», sagte er. Es könne sein, dass die Anklage nach Abschluss der Ermittlungen wieder fallen gelassen, abgeschwächt oder im Gegenteil verschärft werde.
Neuer Strassenbelag
Der Leiter der Untersuchung, Kjetil Ravlo, erklärte, die Polizei ermittle in alle Richtungen: «Wir ermitteln, ob es technische Gründe, zum Beispiel beim Bus, gab, oder ob der Unfall auf menschliches Versagen zurückzuführen ist, oder ob es ein Mix aus Beidem war». Erste Erkenntnisse seien frühestens am Donnerstag zu erwarten.
Eine Rolle beim Unfall könnte der Strassenbelag gespielt haben. Die Strasse war erst vor Kurzem neu asphaltiert worden, wie der Bereichsleiters der Unfalluntersuchungsstelle, Rolf Mellum, dem Onlineportal der norwegischen Zeitung «Verdens Gang» (VG) sagte.
Norwegische Medien hatten zuvor berichtet, auf diesem Strassenabschnitt würden Schilder darauf hinweisen, dass der Belag rutschig sei. Untersuchungsleiter Ravlo sagte dazu nur, dass auch der Strassenzustand Gegenstand der Untersuchung sei.
Rückkehr in die Heimat
Die überlebenden zwölf Carpassagiere kehrten in die Schweiz zurück. Dabei kamen auch zwei von der Schweiz gecharterte Ambulanzjets zum Einsatz, wie der Sprecher des Spitals in Namsos, Svein Karlsen, der sda sagte.
Neun Leichtverletzte wurden gemäss Karlsen mit einem Bus nach Trondheim gebracht. Dabei wurden sie von medizinischem Personal begleitet.
In Trondheim sollten die leicht- bis mittelschwer verletzten Carpassagiere in die Jets der Rega und des TCS umsteigen. Die beiden Flugzeuge werden noch am Mittwoch in der Schweiz erwartet. Die Rega teilte mit, ihr Flugzeug werde mit sechs Verletzten an Bord Norwegen noch am Abend verlassen.
Drei weiteren Verletzten wollte man die rund dreieinhalbstündige Busfahrt nach Trondheim ersparen, weshalb sie am Nachmittag von Namsos aus zunächst mit einem Kleinflug und dann mit einer Linienmaschine in die Schweiz zurückkehren sollten, wie der Spitalsprecher sagte.
Die drei Schweizerinnen würden von einem Mediziner, einem Psychiater und einer Krankenschwester begleitet. Die drei Frauen hätten beim Unfall einen Angehörigen verloren, sagte Karlsen. Einzig der Fahrer verbleibt noch in norwegischer Spitalpflege. Er sei frühestens in ein oder zwei Tagen transportfähig.