Der Schweizer Pharmakonzern Novartis geht anonymen Vorwürfen nach, in der Türkei Schmiergeld bezahlt zu haben. «Wir nehmen alle Vorwürfe ernst und untersuchen sie gründlich», sagte ein Konzernsprecher. Details nannte er nicht.
Er bezog sich dabei auf eine anonyme Mail, die der Nachrichtenagentur Reuters vorlag und mit Datum 17. Februar versehen ist. Darin wird dem Konzern vorgeworfen, über eine Beratungsfirma Bestechungsgeld an Vertreter des türkischen Gesundheitsministeriums weitergeleitet zu haben.
Dadurch habe sich der Konzern Geschäftsvorteile im Volumen von schätzungsweise 85 Millionen Dollar verschafft. Konkret gehe es um die Zulassung bestimmter Medikamente und Preisvorteile.
Novartis erklärte, die Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma Alp Aydin beendet zu haben. Die Firma sowie die türkische Aufsichtsbehörde SSI waren zunächst nicht für Stellungnahmen zu erreichen.
Ungemach in den USA
Novartis droht auch in den USA Ungemach. Die US-Behörde hat ihre bereits laufenden Untersuchungen wegen Bestechungsvorwürfen massiv ausgeweitet. Der Pharmakonzern will sich mit einer Schutzanordnung dagegen wehren, weitere Dokumente herausgeben zu müssen.
Wie dem Schriftverkehr zwischen dem Pharmakonzern und dem Generalstaatsanwalt des Southern District of New York, Preet Bharara, zu entnehmen ist, hat die US-Behörde bereits laufende Untersuchungen wegen Bestechungsvorwürfen massiv ausgeweitet. Der jüngste Schriftverkehr hat an diesem Wochenende stattgefunden.
Die ursprünglichen Untersuchungen gehen auf einen ehemaligen Novartis-Mitarbeiter zurück, der zum Whistleblower geworden war. Er hatte dem Pharmaunternehmen vorgeworfen, in den USA luxuriös gestaltete wissenschaftliche Vorträge vorgetäuscht zu haben, um die teilnehmenden Ärzte dazu zu bringen, Novartis-Medikamente bevorzugt zu verschreiben.
Bei Analysten hat diese jüngste Wendung für Vorsicht gesorgt. Ein Citigroup-Analyst geht davon aus, dass dem Unternehmen Strafen von mehr als 2 Milliarden Dollar drohen könnten. Ein Branchenbeobachter von J. Safra Sarasin hebt hervor, dass es zwar Jahre dauern könnte, bis der Fall gelöst sei, dennoch sei es ein weiterer Faktor, der über der Aktie schwebe.